Sowohl für Törns als auch für Regatten sind das Aufstellen und der Trimm des Riggs für Sicherheit, Komfort und Performance von zentraler Bedeutung. 2018 erteilt Skippers Segelmachern das Wort, die den Leserinnen und Lesern wichtige Praxistipps erteilen. Diesmal erklärt Jean-Luc Lévêque, wie ein Mast richtig gestellt und getrimmt wird.* Glauben Sie ihm: Er hat in seiner langjährigen Praxis schon viele furchterregende Riggs gesehen!
Natürlich wird der Mast eines Kreuzers weniger stark beansprucht als der eines Racers, vorbereitet und kontrolliert werden müssen sie aber beide gleich. Nach der Kontrolle wird der Mast in Funktion zu den Segeln getrimmt. Ihr Segelmacher steht Ihnen dabei mit Rat und Tat zur Seite. Das Prinzip bleibt unabhängig vom Material des stehenden Guts (PBO, Dyneema oder Carbon) das gleiche, bei Textilriggs sollten allerdings die Drahtseile häufiger ausgewechselt werden (bei einer Melges 32 mit PBO zum Beispiel alle fünf Jahre).
Wann kontrollieren?
Die Kontrollhäufigkeit hängt vom Alter des Bootes ab. Für Süsswasserreviere wird aber empfohlen, einen Kreuzer alle fünf Jahre abgeriggt und alle zwei Jahre aufgeriggt zu überprüfen. Bei Racern ist eine jährliche Kontrolle im aufgeriggten Zustand angezeigt. Eine Kontrolle nach einer Starkwindregatta kann Probleme beim nächsten Rennen verhindern.
Was kontrollieren?
• Überprüfen Sie zunächst die Stropps von Wanten, Vorstag, Achterstag, Babystag und, falls vorhanden, Backstag. Entfernen Sie alle Bolzen und ersetzen Sie diese, falls sie Ermüdungserscheinungen zeigen. Splinten und Federringe, die beim Lösen brechen, müssen ausgewechselt werden.
• Kontrollieren Sie anschliessend die Abpressungen, vor allem die unteren. Sie können durch kleine Wasseransammlungen und die dadurch verursachte Oxidation beschädigt werden. An den Abpressungen reissen die Drahtseile am häufigsten.
• Wantenspanner müssen gereinigt und geschmiert werden. Tauschen Sie die Gewinde beim geringsten Problem aus. Ein Mast lässt sich nur mit einwandfreien Gewinden richtig trimmen.
• Falls Ihr Boot mit einer Rollfock ausgerüstet ist, müssen die Profilverbindungen und ihr Befestigungssystem überprüft werden. Solche Rollvorrichtungen haben eine begrenzte Lebensdauer, ebenso wie das Stagdrahtseil, das sich nicht überprüfen lässt.
• Lösen Sie die Bolzen und Klemmen, reinigen und schmieren Sie diese gründlich. Falls sie ausgewechselt werden müssen, wenden Sie sich an den Masthersteller.
• Abschliessend sind das gesamte stehende Gut, Fallen, Hochholer und Dirk an der Reihe. Falls Sie Dyneema oder ähnliches Material verwenden, müssen sie auf einem Kreuzer alle fünf bis acht Jahre, auf einem Racer öfter ausgewechselt werden. Die Leinen nutzen sich in der Regel bei den Klemmen, an den Ein- und Austritten am Mast und an den Stoppern ab.
Der richtige Masttrimm
Es gibt viele, unterschiedlich komplexe Riggs. Wir beschränken uns hier auf zwei Arten: Riggs mit 90°-Salingen und solche mit gepfeilten Salingen. Je nach Mastlänge und -profil wird ein Einsaling- oder ein Mehrsaling-Rigg verwendet. Die Wanten haben alle ihre eigene Bezeichnung und ihre Besonderheiten. Sie haben auch nicht den gleichen Durchmesser und sind daher unterschiedlich robust. Die Oberwanten (V1) setzen nahe am Masttopp an. Die Unter- und Mittelwanten sind diagonal und werden je nach Anzahl der Salingpaare D1, D2 usw. genannt. Kontrollieren Sie vor dem Setzen des Mastes, ob die Luv- und Leestage gleich lang sind. Falls nicht, notieren Sie die Längen, das kann später nützlich sein. Setzen Sie den Mast auf den Decksbeschlag und lassen Sie den Decksring frei. Die Positionierung des Mastfusses wirkt sich auf das Gleichgewicht des Bootes und je nach Vorbiegung (Mastbiegung nach achtern) auf den Mastfall aus. Die Oberwanten werden unter leichter Spannung gehalten, die Mittelund Unterwanten bleiben lose. Als erstes muss die vom Hersteller vorgegebene und vom Segelmacher justierte Vorbiegung eingestellt werden. Anschliessend wird der Mast mit einer auf beiden Seiten identischen Anzahl gleich langer Wantenspanner quer zur Bootsachse stabilisiert. Falls der Mast bereits steht und Sie die Wantenspanner nicht gemessen haben, muss mithilfe eines zum Vorstag-Beschlag hochgezogenen Messbandes überprüft werden, ob das Mass bis zur Püttingöse der Oberwanten lee- und luvseitig identisch ist. Jetzt wird das Rigg gemäss den vom Hersteller vorgegebenen Werten unter Spannung gesetzt. Falls diese Werte fehlen, bringen Sie die Oberwanten auf eine Spannung, die 14 Prozent der rechnerischen Bruchlast nicht übersteigt. Die Spannung muss bei einem Segeltest am Wind überprüft werden, wobei das Lee-Oberwant hart am Wind bei weniger als 12 Knoten nicht lose sein darf. Anschliessend werden die Mittel- und Unterwanten unter Spannung gesetzt: zunächst die D1, dann die D2 usw.
Rigg mit gepfeilten Salingen
Die Unterwanten werden je nach Mastprofil ein- bis zweimal weniger stark gespannt als die Oberwanten. Die Mittelwanten werden unter leichte Spannung gesetzt.
Rigg mit 90°-Salingen
Hier ist der Trimm komplizierter. Die Vorbiegung des Mastes und die Spannung müssen mithilfe der Ober- und der Mittelwanten gleichzeitig eingestellt werden, vorzugsweise über die Vorbiegung des Mastprofils (und nicht durch Spannung der Mittelwanten). Ihr Segelmacher kann Ihnen den Wert der Vorbiegung mitteilen. In beiden Fällen werden die Mittel- und Unterwanten beim Segeln anhand der Längskurve des Mastes justiert. Tipp: Falls Sie einen guten Trimm gefunden haben, notieren Sie die Werte der Wantenspanner (ich persönlich notiere den Wert an der Oberseite der Püttings) und bewahren Sie die Notizen sicher auf. Ansonsten rufen Sie uns an. Mit Segeln kennen wir uns aus! Wir entwerfen sie nicht nur und stellen sie her, sondern wissen auch Bescheid über den richtigen Masttrimm.