Text: WALTER RUDIN
Kurz vor der Jahrtausendwende entschied der Schweizer Seglerverband USY (Union Schweizerischer Yachtclubs) künftig unter der Marke Swiss Sailing aufzutreten. Unter dem damaligen Zentralpräsidenten Roger Staub begann sich der Verband zu professionalisieren und strukturierte sich neu. Vincent Hagin, der 2011 das Ruder übernahm, setzte die Arbeit mit neuem Logo und frischem Schwung fort und realisierte in seiner Amtszeit neue wichtige Projekte: In Zusammen arbeit mit der Bertarelli Stiftung startete er das Projekt «New Kids on the Water», das für neuen Segelnachwuchs sorgen sollte, förderte gemeinsam mit H2O und Races.ch das Katamaransegeln und führte das Qualitätslabel «SUI Sailing Certified School» für Segelschulen ein.
2014 und damit 75 Jahre nach seiner Gründung vereinte Swiss Sailing 149 Segel- und Surfclubs mit über 19 000 aktiven Mitgliedern, 46 Bootsklassen und gegen 3000 Juniorinnen und Junioren aus allen Regionen. Zu seinem Jubiläum lud der Verband zahlreiche Schweizer-, Europa- und Weltmeister aller Bootsklassen zum «Race of Champions» nach Thun ein.
Mit der Swiss Sailing League (SSL) lancierten Felix Somm und Patrick Zaugg 2015 ein Format, das breiten Anklang fand und den Clubs eine echte Chance bot, ihre Aktivitäten neu zu beleben. Als nationale und internationale Plattform für Akteure, die keine olympische Karriere anstreben, schliesst die SSL eine wichtige Lücke.
Swiss Sailing verstand sich seit jeher als Dienstleister für die angeschlossenen Clubs und Klassen. So stellt der Verband ihnen die Datenbank SailingAdmin für die Verwaltung der Segler und Offiziellen und seit 2016 auch die Software manage2sail zur Verfügung. Das Tool vereinfacht das gesamte Regattamanagement, von den Anmeldungen bis zur Veröffentlichung der Ranglisten, und lässt sich ganz einfach in die Website der Clubs integrieren.
Neue Führung, neue Strategie
Mit voranschreitender Professionalisierung geriet der Verband in eine finanzielle Schieflage. 2016 entschied die Generalversammlung deshalb, den Clubbeitrag pro aktives Mitglied auf 60 Franken zu erhöhen. Unter den Mitgliedern machte sich aber Unmut breit, besonders in der Deutschschweiz wurde die fehlende Transparenz bemängelt. Dem Zentralvorstand wurde vorgeworfen, er habe den Kontakt zur Basis verloren. Sieben Persönlichkeiten aus allen Landesteilen schlossen sich mit dem Ziel zusammen, den gesamten Vorstand zu ersetzen und die Basis zu einen, um eine Spaltung der Regionen und damit einen drohenden Röstigraben zu verhindern.
An einer ausserordentlichen Generalversammlung wurde ein neuer Vorstand bestimmt und Martin Vogler zum Verbandpräsidenten ernannt. Mit viel Elan und Motivation, einer neuen Strategie basierend auf den Prämissen «Dialog, Partizipation, Präsenz, Transparenz» sowie einem neuem Organisations und Kommunikationsreglement haben es die Mitglieder des Zentralvorstands geschafft, den Dialog zu den Clubs und Klassen informell und spontan zu gestalten und Swiss Sailing damit transparenter und spürbarer zu machen. Inzwischen ist es im Verband ruhiger geworden. Swiss Sailing scheint auf gutem Weg in ein erfolgreiches neues Jahrzehnt.
Swiss Sailing Team AG, Talentschmiede für Spitzenathleten
Die Schweiz wartet seit Jahrzehnten auf eine olympische Segelmedaille. Schon zu Beginn der 2000er-Jahre hatte die Führung von Swiss Sailing erkannt, dass es für olympisches Edelmetall nicht nur viel Geld, sondern auch professionelle Strukturen braucht. Als Folge wurde der Spitzensport ausgelagert. Im April 2006 gründete Swiss Sailing die nicht gewinnorientierte Aktiengesellschaft Swiss Sailing Team AG (SST). Sie wurde von der Generalversammlung mit der Organisation und Förderung des olympischen Segelsports und des Nachwuchses in den von Swiss Sailing definierten Juniorenklassen beauftragt. Sponsoren sollen so mehr Interesse zeigen, ausserdem können dank dieser Struktur Aktionen direkt durchgeführt werden.
Das Swiss Sailing Team bieten den geförderten Athletinnen und Athleten die erforderlichen Rahmenbedingungen, damit sie ihre persönliche Bestleistung erreichen und auf den Punkt abrufen können. Die Unterstützung besteht aus einem abgestuften Elite und Nachwuchsför derkonzept auf Basis abgestimmter Zielsetzungen und bestehender Ressourcen.
Tom Rüegge wurde CEO und konnte nicht zuletzt dank grosszügiger Hilfe von Alinghi das Budget bereits auf die zweite Saison 2007 verdoppeln. Dadurch war es möglich, Trainer und Coaches zu verpflichten. Rüegge versuchte, die mehrheitlich individuellen und autonom organisierten Projekte in einem Team zusammenzuführen, in dem Synergien und Erfahrungen ausgetauscht werden. 2008 reisten sechs SUI-Teams mit grossen Hoffnungen an die Olympiade in Qingdao. Zurück kamen sie mit zwei Diplomen. Das Ziel einer olympischen Medaille, hatten sie allerdings verfehlt.
Never give up
Tom Reulein wurde 2010 Teamchef, doch zwei Olympiaden später war der Traum vom olympischen Edelmetall noch immer nicht erfüllt. Immerhin kehrten die neun Athletinnen und Athleten 2016 mit einem Diplom und drei Laufsiegen aus Rio zurück. Tom Reulein stellte fest: «Nur mit weiterhin viel Power, Passion, Focus und Smile kann ein Performance-Level erarbeitet werden, das in Tokio den langersehnten Medaillengewinn als realistische Vision erscheinen lässt». Und Alex Schneiter, der Verwaltungsratspräsident der SST, ergänzte: «Never, never, never give up.»
Die Verbandsspitze sah das etwas anders. Sie wollte die SST AG auflösen und wieder in den Verband integrieren. Bei vielen Swiss-Sailing-Mitgliedern löste das Vorhaben Entrüstung aus. Schliesslich wurde nach einer ausserordentlichen Generalversammlung die gesamte Führungsriege des Verbands ausgewechselt. Der neue Vorstand stärkte die SST. Mit einer überarbeiteten Strategie und einem Zusammenarbeitsvertrag konnte der Fokus auf die Vorbereitung der Olympiade in Japan gerichtet werden.
Hoffnungsvoll stimmen auch die grossen Erfolge beim Nachwuchs. Neben den zwei Weltmeisterstiteln bei den Optis konnten in den letzten Jahren mehrere EM und WM-Titel in den Juniorenklassen in die Schweiz geholt werden. Das Potenzial ist also vorhanden, sodass der Traum von zukünftigen Olympiamedaillen durchaus in Erfüllung gehen könnte.
Cruising Club der Schweiz, Schweizer Flagge auf allen Meeren
Mit seinen fast 6000 Mitgliedern ist der Cruising Club der Schweiz, kurz CCS, aus der Hochseejachtsportszene nicht mehr wegzudenken. Er ist Anlaufstelle für alle Themen rund um das Offshore-Segeln. Über die Regionalgruppen bietet er eine umfassende theoretische Ausbildung an, die zur Erlangung der Hochseelizenz für Segelboote und Motorjachten führt. An zentralisierten Auffrischungskursen kann der CCS-Skipper-Titel erworben werden. Er wird bei Charterfirmen als Qualitätsnachweis besonders geschätzt. Die CCS- Flotte aus clubeigenen Segeljachten legt Jahr für Jahr mehr als 35 000 Seemeilen in europäischen Gewässern zurück.
Natürlich konnte sich auch der CCS dem gesellschaftlichen Wandel nicht entziehen. Vereine klagen immer öfter über Mitgliederschwund und einige Clubs haben sogar Existenzsorgen. Der CCS verzeichnete in den letzten Jahren zwar eine rückläufige Mitgliederzahl von rund 10 Prozent, bleibt aber weiterhin gut aufgestellt. Die Geschäftsstelle wurde erweitert und mit der Anstellung eines Geschäftsführers konnten strategische und operative Führung klarer getrennt werden. Mit der Überarbeitung des Ausbildungsmaterials wird den aktuellen Veränderungen in der Hochseeschifffahrt Rechnung getragen.
SuisseNautic, nationale Publikumsmesse
Die SuisseNautic in Bern ist seit 2001 die Nachfolgerin der «Swissboot» und des «Salon international du nautisme», die in früheren Jahren abwechslungsweise in Zürich und in Genf durchgeführt wurden. Sie wird von der BERNEXPO AG veranstaltet und vom Schweizerischen Bootbauer Verband (SBV) als Patronatspartner unterstützt. Die Publikumsmesse gilt als grösste und bedeutendste nationale Boots- und Wassersport-Show und findet in zweijährigem Rhythmus statt.
Die SuisseNautic gewährt einen interessanten Überblick über das aktuelle Geschehen auf den Schweizer Gewässern. Traditionell stellen die Bootshersteller hier die neusten Modelle aus und Anbieter von Zubehör zeigen ihre breite Produktepalette. Einen wichtigen Teil bilden die Dienstleistungen im Bereich Wassersport. Zudem nutzen Verbände, Klassen und Organisationen die Möglichkeit, sich dem nautischen Publikum zu präsentieren. Insgesamt sind jeweils über 200 Aussteller mit ihren Ständen präsent.
Seit ihrer ersten Ausgabe auf dem Berner Messegelände hat sich die SuisseNautic laufend weiterentwickelt und versucht, mit Sonderschauen und Events das Angebot zu erweitern. Obwohl das Interesse für Messen im Allgemeinen abgenommen hat, wird die SuisseNautic weiterhin das nationale Schaufenster für die Branche bleiben, wenn die Verantwortlichen verstehen, mit einem guten Rahmenprogramm Erlebnisse zu bieten, die Emotionen wecken.
Salon nautique du Léman, das nautische Fenster der Romandie
Es ist der Initiative und dem Enthusiasmus von Christian Wipfli zu verdanken, dass im Genferseebecken ein Pendant zur SuisseNautic von Bern entstanden ist. Im Spätherbst 2013 eröffnete er in einer ehemaligen SBB-Halle in Morges den Salon nautique du Léman, eine dreitägige nautische Messe in kleinem Rahmen. Zwei Jahre später erfolgte der Umzug in die Palexpo nach Genf, wo 50 Prozent mehr Ausstellungsfläche und neue Aktivitäten angeboten werden können.
Christian Wipfli zeigte sich stets offen für neue Ideen, er wollte eine lebendige Ausstellung. 2017 überarbeitete er das Programm, um noch mehr Interaktionen zwischen den Besuchern zu ermöglichen. Er zeigte damit, dass gut gemachte Messen durchaus attraktiv sein können und auch heute noch viel Publikum anziehen. Der Salon nautique lockt mittlerweile über 20 000 Besucher an und veranstaltet mehr als 50 Workshops, Konferenzen und Animationen.
Ein neues Highlight setzte Wipfli im Jahr 2019. Er stellte die Messe unter ein Motto. Die Britischen Jungferninseln standen während der ganzen Ausstellungszeit im Rampenlicht und sollten ein einzigartiges Besuchererlebnis schaffen. 130 Aussteller freuten sich über einen spektakulären Besucheranstieg von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.