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JUSTINE METTRAUX – «Wir werden unsere Ambitionen nach oben schrauben»

von Pierre-Antoine Preti

IMOCA

Mit einem neuen Budget und dem künftigen TeamWork-Team Snef zieht die Schweizer Skipperin mit viel Selbstvertrauen in den Kampf um die Vendée Globe 2028.

Hat sich Ihr Alltag verändert, seit Sie zur schnellsten Frau der Vendée Globe geworden sind?

Nicht grundlegend. Mein Alltag ist im Wesent lichen derselbe geblieben, ich erhalte lediglich mehr Anfragen. Der Erfolg hat mir eine gewisse Anerkennung eingebracht und meine Legitimität verstärkt. Dadurch war es einfacher, das neue Projekt auf die Beine zu stellen.

2024 hatten Sie sich vorgenommen, das Rennen zu Ende zu segeln. Mit welchem Ziel treten Sie bei der Vendée Globe 2028 an?

Ich bleibe meiner Arbeitsweise treu, sie ist mir wichtiger als das sportliche Ziel. Natürlich habe ich durch die grösseren Mittel den Anspruch, mehr zu erreichen. Wir werden unsere Ambitionen nach oben schrauben. Man darf dabei aber nicht vergessen, dass die Konkurrenz immer besser wird. Die neuen Boote und die vielen hochkarätigen Skipper versprechen einen harten Kampf.

Ihre neue IMOCA wurde von Guillaume Verdier entworfen und bei CDK gebaut. Sie soll 2027 fertig sein. Was zeichnet sie aus?

Ich werde das Bootsdesign nicht revolutionieren. Alle Teilnehmenden wollen ein möglichst vielseitiges Boot. Meines wird gut durch die Wellen kommen und ist ergonomisch so konzipiert, dass es die Schläge bei hohen Geschwindigkeiten ausgleicht.

XAVIER MACAIRE WIRD ZUSAMMEN MIT JUSTINE METTRAUX
DIE TRANSAT CAFÉ D’OR BESTREITEN. ©Pierre Bouras

Im Gegensatz zu vielen anderen wird Ihr neues Boot ein Unikat ohne Schwesterschiff sein. Was bringt ein komplett massgeschneidertes Design?

Die Massanfertigung ist ein echter Luxus. Das Boot ist ganz auf meine Bedürfnisse abgestimmt. So können wir die neusten Innovationen integrieren und auf allen Ebenen Topleistungen anstreben. Dass wir beim Bau nicht mit anderen Teams zusammenarbeiten, liegt auch am Zeitplan. Wir wollten das Timing von Anfang bis Ende unter Kontrolle haben.

Sie werden Ihr aktuelles Boot verkaufen. Fällt Ihnen der Abschied schwer?

Noch ist es nicht so weit. Ich werde die ganze Saison 2025 mit diesem Boot segeln, habe also Zeit, mich an den Gedanken zu gewöhnen. Der Moment, in dem wir nach vier gemeinsamen Jahren die Schlüssel übergeben, wird für mich und das Team ein Meilenstein sein. Ich hoffe, das Boot kommt in gute Hände.

Die IMOCA-Klasse wird immer schneller und die Vendée Globe für die Skipper immer brutaler. Soll man Geschwindigkeit wirklich über alles stellen?

Wir wollen alle ein möglichst leistungsstarkes Boot, das gehört nun mal dazu. Natürlich kann man nicht immer mit Vollgas segeln, man muss situationsabhängig entscheiden und je nach Seegang, Material und Tempo, das man über die gesamte Strecke halten will, Kompromisse eingehen. Schnell segeln ist und bleibt aber das Wichtigste.

Im Herbst starten Sie mit Xavier Macaire bei der Transat Café l’Or.
Wie gut funktionieren Sie zusammen?

Xavier hat bei den IMOCAs etwas weniger Erfahrung als ich, bringt aber aus allen anderen Regattaserien viel Know-how mit. Sobald er sich mit dem Boot vertraut gemacht hat, wird er seine volle Leistung abrufen können. Ich bin da sehr zuversichtlich.

Zunächst steht diesen Sommer noch The Ocean Race Europe mit Boris Herrmann auf dem Programm.

Ja, das war schon vor der Vendée Globe so geplant. Im Team, auf einem anderen Bootstyp und in einem anderen Umfeld lerne ich dazu. Jede Erfahrung zählt, besonders in der IMOCA-Klasse.


«ICH WERDE NOCH DIE GANZE SAISON 2025 MIT MEINEM JETZIGEN BOOT
SEGELN, HABE ALSO ZEIT, MICH AUF DIE TRENNUNG VORZUBEREITEN.» ©DR

Sie haben zusammen mit Armel le Cleac’h auf dem Ultim Banque Populaire das ArMen Race gewonnen. Gab es einen konkreten Grund für diesen Exkurs?

Mich hat diese Bootsklasse schon immer interessiert. Banque Populaire hat mich eingeladen. Es war grossartig, mit einer Crew auf einem völlig anderen Boot zu segeln als sonst. Vielleicht bleibt es bei diesem einen Mal, vielleicht wiederhole ich das Experiment auch, man wird sehen. Im Moment habe ich keine weiteren Pläne in dieser Richtung.

Ihre Finanzpartner haben ihre Unterstützung nicht nur erneuert, sondern sogar massiv erhöht. Es kursieren Zahlen zwischen 11 und 12 Millionen. Wie erklären Sie sich dieses ungewöhnliche Engagement?

Die verschiedenen Sponsoren haben untereinander Gespräche geführt. Alle wollten weitermachen, und wir haben Lösungen gefunden, um den Weg gemeinsam zu gehen. Diese Zusammenarbeit beruht auf gegenseitigem Vertrauen.

Für die Kampagne werden beträchtliche finanzielle Mittel benötigt. Wie funktioniert die Budgetierung bei TeamWork-Team Snef?

Zuerst definieren wir ein Gesamtbudget für die gesamte Vendée-Globe-Kampagne. Jedes Jahr wird einzeln budgetiert. Die Partner verpflichtenn sich sowohl zur Gesamtfinanzierung als Auch zu den jährlichen Beiträgen. Wir dürfen das Kostendach nicht überschreiten.

Sie setzen sich für mehr Gleichberechtigung im Segelsport ein. Was halten Sie vom Programm «Athena Pathway», das von Hannah Mills und Ben Ainslie ins Leben gerufen wurde?

Das Projekt wurde im Hinblick auf den Women’s America’s Cup mithilfe gezielter Fördermittel lanciert. Es ist keine Alibiübung wie bei anderen Teams. Wäre das AC40-Programm fortgesetzt worden, hätte auch ein Schweizer Frauenteam die Möglichkeit gehabt, sich mit entsprechender Finanzierung auf diesem Bootstyp weiterzuentwickeln. Solche Programme eröffnen Frauen alle Positionen an Bord und ebnen ihnen den Weg in die Spitzenteams des Hauptevents.

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