Nachhaltigkeit wird in den Werften immer mehr zum Thema. An der letzten Multihull Boat Show standen bei Lagoon, Fountaine Pajot, Windelo und vielen anderen CO2-Neutralität, Bio-Harz, FSC-Holz und ökologisch gewonnene Naturfasern im Mittelpunkt. In Roland Jourdains Büros in Concarneau freut man sich über dieses wenn auch späte Umdenken bei den grossen Industriekonzernen.
Text: François Tregouet
Das von Roland Jourdain 2007 gegründete Unternehmen Kairos war ursprünglich ein Offshore-Rennstall, der zahlreiche Erfolge an der Route du Rhum, der Vendée Globe und anderen hochkarätigen Regatten verbuchen konnte. 2009 machte der Hochseeprofi zusammen mit seiner Geschäftspartnerin Sophie Vercelleto, den Umweltschutz zu einem zentralen Anliegen. Heute weiss man: Ihre Neuorientierung war visionär. Kairos hat offenbar ein Gespür für den richtigen Zeitpunkt. 2012 wurden Kairos Environnement und 2013 der Stiftungsfonds Explore, ein Inkubator für nachhaltige und grüne Projekte wie Under the pole, Low Tech Lab, Plastic Odyssey und Captain Darwin gegründet. Der zweifache Gewinner der Route du Rhum alias «Bilou» hat seine Regattakarriere trotz der neuen Aufgaben nicht an den Nagel gehängt. Er will lediglich beweisen, dass im Segelsport vernünftiger mit den natürlichen Ressourcen gehaushaltet werden kann. Am 6. November Ben Bireau Katamaran We Explore Roland Jourdain will eine Bio-Rhum 2022 wird er in St. Malo auf einem 60-Fuss-Kataraman, bei dem 50 Prozent der Glasfasern durch Flachs ersetzt wurden, zum legendären Atlantikrennen starten. Die Naturfaser weist eine geringe Dichte auf, ist aber dennoch robust und damit bestens für den Bootsbau geeignet. Sie wird mehrheitlich in Europa hergestellt, ist recycelbar und hat sogar eine negative Kohlenstoffbilanz, da sie CO2 speichert. Das Deck des We Explore ist mit 18,28 x 8,58 Metern das grösste Teil, das jemals aus dieser Faser hergestellt wurde.
Zum Schutz des Planeten
Der Katamaran wurde von Outremer aus den Formen des 5X gebaut und gilt als ideale Experimentierplattform. 2020 hat die Werft in La Grande Motte das Ökodesign zum Kernpunkt ihrer Strategie gemacht. Sie will das Bewusstsein fördern, dass Segeln ein Privileg des blauen Planeten ist. In diesem Sinne müssen die Auswirkungen eines Schiffs auf die natürlichen Ökosysteme während des gesamten Lebenszyklus – vom Entwurf über die Produktion und die Nutzung bis hin zur Entsorgung – möglichst reduziert werden. Roland Jourdain wird den We Explore aber auch zum Segeln und Regattieren nutzen. Den Anfang macht die Route du Rhum. Dort trifft er auf seine alten Bekannten Philippe Poupon, Halvard Mabire und Marc Guillemot, bei dem zum Glück keine Obsoleszenz programmiert wurde.