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Kieler Yacht-Club denkt europäisch

von Quentin Mayerat

 

Einmal mehr war Kiel Nabel der Segelwelt. Während in Helsinki (Finnland) die Europameisterschaften aller olympischen Klassen ausgetragen wurden, trafen sich im Kieler Yacht-Club Vertreter des Weltseglerverbandes (ISAF) und des Europäischen Segelverbandes (EUROSAF) mit den Vertretern europäischer Segel-Großveranstaltungen und des Deutschen Segler-Verbandes, um über die Zukunft des europäischen und damit weltweiten Segelsports zu diskutieren. Auf Einladung des Kieler Yacht-Clubs ging es bei diesem hochkarätig besetzten Treffen um einen neuen europäischen Segel-Circuit, der auf bestehende Segelevents fußt. Bereits 2013 soll es einen European Sailing Circuit (ESC) mit mehreren Stationen geben.

Auslöser ist die angestrebte Umstellung des ISAF Sailing World Cups, der ab 2013 auf fünf Kontinenten stattfinden soll, was zur Folge hat, dass in Europa auf Dauer nur ein bis zwei Events in den World Cup integriert werden sollen. Daher bedarf es einer europäischen Qualifikationsserie. „Dieser Schritt wird nötig, da der World Cup auf jedem Kontinent in der Regel nur einmal Station machen will. Da durch das weltweite Zeitfenster nur noch ein Sailing World Cup Event in Europa stattfinden wird, möchten wir den Athleten die Möglichkeit bieten, in Europa eine große Serie zu segeln“, so Jobst Richter, Organisationsleiter der Kieler Woche, und Peter Ramcke, Projektleiter des ESC aus Kiel, unisono. Mit dieser Idee hatten die Verantwortlichen des Kieler Yacht-Clubs bereits vor der Kieler Woche alle Hebel in Gang gesetzt, um den europäischen Cup voranzutreiben und Partner für diese Idee zu finden.

Unter der Leitung des Präsidenten des Europäischen Segler-Verbandes (EUROSAF), Marco Predieri (Italien), wurde in Kiel dieser europäische Schritt gemeinsam gegangen. Auch wenn eine Arbeitsgruppe gebildet wurde, die sich aus Vertretern der EUROSAF, der Kieler Woche, aus Gdynia, Palma de Mallorca und Riva zusammensetzt, die bis Oktober die Eventkriterien für eine Aufnahme in den European Sailing Circuit festlegen soll, stehen doch schon jetzt einige Fakten fest.

Kiel wird eine wesentliche Rolle bei der Gestaltung des zukünftigen European Sailing Circuit haben und hat neben dieser Rolle mit der gelungenen Kieler Woche auch seine Spitzenposition im Sailing World Cup untermauert. Die Medialisierung durch das Kieler Woche-TV, das Tracking und die 3D-Annimation sowie die ganz normale Organisation suchen nach Ansicht der ISAF ihresgleichen.

Südeuropäische Kandidaten sind die Princesa Sofia Regatta in Palma de Mallorca (Spanien) und Riva del Garda (Italien). Welche anderen Veranstaltungen noch als Favoriten dazukommen, sei noch offen, hieß es nach der Tagung, aber sechs europäische Segel-Großveranstaltungen hatten den Schulterschluss schon vor Wochen unternommen und dürften sich Hoffnungen machen, dabei zu sein.

Einheitlicher Tenor der Teilnehmer aus acht Ländern, darunter vom Weltseglerverband Alberto Predieri (Italien/Präsidiumsmitglied), Alastair Fox (Eventmanager), von der EUROSAF Dan Ibsen (Dänemark/Vizepräsident und bei der ISAF zuständig für die Rangliste) und Rafael Gonzales (Spanien/Vizepräsident und im ISAF Komitee): Der European Sailing Circuit muss eine aus attraktiven Events bestehende Serie sein, die auf bereits bestehende Veranstaltungen basiert. Die Ergebnisse müssen eine klare Positionierung in der Weltrangliste finden, um sportlichen Anreiz für die Aktiven zu bieten. Die Serie gilt als Qualifikationsserie des ISAF Sailing World Cups, der Nachwuchsseglern die Möglichkeit gibt, sich auf hohem Niveau zu beweisen und sich für den World Cup zu qualifizieren. Dadurch tritt der ISAF Sailing World Cup nicht nur einmal jährlich in Europa in Erscheinung, sondern wird über die gesamte europäische Saison über mehrere Länder thematisiert.

Durch die gemeinsamen Wertungen wird für mehr Breite und länderübergreifende Aufmerksamkeit gesorgt, und die europäischen Segler/innen haben ein zusammenhängendes Angebot in Europa.

Voraussetzung dazu ist, dass die integrierten Veranstaltungen ein gleiches Format und ein Mindeststandart bieten müssen.

Ziel soll aber auch sein, dass die Veranstaltungen ihre eigene Identität behalten und kaum Umstellungen nötig sind, so dass die Expertise bestehender Großveranstaltungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor für diese neue Serie bildet. Und nicht alle Vorgaben sind für die große Zahl der Segler/innen, wie sie nun einmal in Kiel antreten, geeignet. „Wir wollen dem Weltverband zuarbeiten, aber die Kieler-Woche-Organisation werden wir auf jeden Fall weiter in Eigenregie betreiben“, so Sven Christensen vom Kieler Yacht-Club und der Kieler-Woche-Vermarktungsagentur Point of Sailing.

Bestehende Erfolgskonzepte von Großveranstaltungen sollen übernommen werden und insbesondere die bestehenden Sponsorenkonzepte durch die Veranstalter, die den Segelsport in dieser Form ermöglichen, weiter verfolgt werden. Es bedarf keiner Reduzierung der Teilnehmerzahl oder der Wettfahrten. Dabei setzen die Veranstalter auf die Unterstützung der nationalen Verbände, ohne dass die in die Organisation eingebunden werden.

„Wir bauen also keine neuen Veranstaltungen auf, sondern setzen auf gewachsene Events. Jetzt geht es in der Feinabstimmung darum festzulegen, an wie vielen Veranstaltungen die Segler/innen neben Palma, Riva und Kiel für die Gesamtwertung teilnehmen müssen, und wie die Zusammenarbeit mit den nationalen Verbänden und der EUROSAF sowie der ISAF aussehen kann“, so Dirk Ramhorst, „Aussenminister“ des Kieler Yacht-Clubs. Die Zustimmung des Deutschen Segler-Verbandes, der bereits früh in die Ideen der Kieler-Woche-Veranstalter eingeweiht war, ist den Kielern gewiss. DSV-Präsident Rolf Bähr, DSV-Vizepräsident Torsten Haverland und DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner unterstrichen das in Kiel.

So dürfte neben dem ISAF World Cup ab 2013 der European Sailing Circuit den Europäischen Regattakalender bereichern. Und da der Segelsport in Europa am ausgeprägtesten ist, soll der ESC als Vorbild für andere Kontinente stehen. So denkt Kiel europäisch zum Wohl des weltweiten olympischen Segelsports.

 

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