Ihr Codename lautete «Psaros 33 croisière». Vom Stapel gelassen wurde die bei Miki und Jean Psarofaghis in Pallanterie (GE) gebaute Jacht dann aber als Psaros 10.1. Eigentlich gilt Jean nicht als besonders kompromissbereit, hier hat er aber offenbar eine Ausnahme gemacht. Ihm schien die Idee zu gefallen, seine Vorzeigejacht einen Tick wohnlicher zu machen, damit auch Segler, die sich einen schnellen Weekender wünschen, auf ihre Kosten kommen.
Text : Quentin Mayerat
Was bei der Psaros 10.1 als erstes auffällt, ist ihr direktes Ansprechverhalten: Sie reagiert sehr fein auf dem Ruder. Bei 18 bis 20 Knoten Wind wird die Jacht zur Rakete. Auf der Kreuz erreicht sie mit einem Reff im Grosssegel mühelos 7,5 Knoten. Mit unserer 33 Quadratmeter grossen Fock schieben wir zwar etwas viel Lage, aber das Boot fühlt sich sehr gut an: Zu keinem Zeitpunkt scheint es luvgierig. Dank des langen, spitz zulaufenden Ruders und dem Kiel mit Bleibombe 2,50 Meter unter der Wasseroberfläche ist es ausgesprochen kursstabil. Sein Rumpf vom Reissbrett eines gewissen Sébastien Schmidt, der am Bau der Alinghi-Jachten beteiligt war, hat zwar bereits zwölf Jahre auf dem Buckel, aber keinerlei Alterserscheinungen. Die Linienführung ist stimmig, das Boot leicht, kraftvoll und verspielt.
Genauso attraktiv segelt sich die Psaros 10.1 unter dem asymmetrischen Spi. Dessen 160 Quadratmeter Tuch bringen die Jacht zusammen mit den 52 Quadratmetern des Grosssegels ab 13 Knoten Speed ins Gleiten. Man fühlt sich wie auf einem fliegenden Teppich. Dank der Luke direkt vor dem Mast lässt sich der Spi leicht einholen und sauber in der Kajüte verstauen. Das Deck ist schlicht und aufgeräumt und das breite Cockpit erleichtert das Manövrieren. So macht Segeln Spass!
Ein Tick Komfort
Während sich das neue Modell leistungsmässig kaum von einem Vollblutracer unterscheidet, ist es konzeptuell eine kleine Revolution. «Ich wollte ein Boot für die ganze Familie bauen, das bei Regatten mithalten kann und gleichzeitig komfortabel genug ist, dass man auch mal eine Nacht an Bord verbringen kann», erklärt Jean Psarofaghis. Tatsächlich ist das Innere der Psaros zwar spartanisch, aber elegant und gut verarbeitet. Die Einrichtungselemente sind aus Carbon, beim Kielkasten befindet sich ein drehbarer Tisch, ausserdem gibt es zwei Einzelkojen an den Seiten und eine grosse Doppelkoje im Bug. Unter dem Niedergang befindet sich ein chemisches WC – natürlich ein Muss für ein Familienboot. Als Antrieb wurde ein elektrischer Innenborder von Ocean Volt eingebaut. Er ist leise, zuverlässig und stark genug für Hafenmanöver.
Die DNA bleibt erhalten
Um seine Vorstellungen umzusetzen, hat Jean Psarofaghis Olivier Mousselon von Michel Desjoyeaux’ Firma Mer Forte beigezogen: «Olivier hat die Pläne von Sébastien Schmidt so überarbeitet, dass die Jacht mehr Komfort bietet. Dazu wurden die Schotten ausgeschweift, der Mast auf das Deck gesetzt, um eine optimale Abdichtung zu gewährleisten, und es wurde auf den Schwenkkiel verzichtet, um die Wartung und Bedienung zu zu vereinfachen.» Durch all diese Optimierungen ist der Werft das Kunststück gelungen, eine cruiserorientierte Jacht zu bauen, die nicht mehr wiegt als ihre Racerversion, nämlich zwei Tonnen. Am Fertigungsverfahren wurde nichts geändert. Die Jacht wird in Airex-Sandwichbauweise aus Glasfaser und Epoxy-Infusion gebaut. Schotten und Strukturverstärkungen sind aus Kohlefaser und der Segelplan kommt jenem der Psaros 33 sehr nahe. Neu ist der negative Steven, der dem Boot ein schnittiges Aussehen verleiht.
Bei den Psarofaghis werden jetzt also auch Fahrtenjachten gebaut – aber nur solche, die ihre Racer-DNA nicht verleugnen. Damit bleibt die Werft in La Pallanterie ihrer Philosophie treu.