Bergdorfromantik, Wellness, Sport und Kultur: Wer neue Lebensqualität sucht,
findet sie hier. Der Kanton ist bestens gerüstet für die Zeit nach der Pandemie.

Während Zweitwohnsitze und Chalets durch Corona am Immobilienmarkt heiss umkämpft sind, putzt sich das Val de Bagnes frisch heraus. Die Alpen, Maiensässe und kleinen Weiler versprühen den rauen Charme vergangener Tage und entführen ihre Besucher mit einstigen Wohnhäusern und Werkstätten, die heute Museen sind, mit Bauerngärten, steinernen Kapellen und anderen Zeichen der Frömmigkeit in eine Zeit, in der Maulesel und Stickereien zum Alltag der Dorfbewohner gehörten. Liliane und Roger, beide in den Dreissigern, hat es wie viele andere von der Stadt aufs Land gezogen: «Corona und die neuen Homeoffice- Möglichkeiten haben uns darin bestärkt, unseren Wunsch nach einem Tapetenwechsel in die Tat umzusetzen. Wir wollten aber nicht gleich Schaf- oder Ziegenzüchter werden, als wir aus Genf weggingen, sondern einfach unseren normalen Jobs an einem Ort nachgehen, der unser Bedürfnis nach viel Platz und frischer Luft stillt. Also bis jetzt haben wir es nicht bereut!»

Verbier – Stadt in den Bergen?

Wenn man sich das Tal als Dreieck vorstellt, thront Verbier oben auf der Spitze – ein Eldorado für Golfer, Mountainbiker und Gleitschirmsportler. Wer es ruhiger mag, nutzt das 400 km umfassende Wanderwegenetz, das nicht nur Prominente wie die Herzogin von York und James Blunt für sich entdeckt haben. Auch Liliane und Roger, die beiden Genfer, geniessen hier ihre Wochenenden: «Als Familie hat man hier Tourenmöglichkeiten ohne Ende, mit und ohne Wanderleiter.» Das recht junge Berufsfeld des «Wanderleiters» liegt voll im Trend, denn die Guides helfen lockdowngeplagten Schweizern, die schönsten Winkel ihrer eigenen Heimat zu entdecken.

Natur und Brauchtum

Roger schwärmt: «Das Restaurant La Marlénaz unterhalb der Grands Plans ist der ideale Ausgangspunkt für alle, die den ganzen Talkessel von Verbier mit seinen blühenden Landschaften erwandern wollen. Die Route verläuft im Wesentlichen im flachen Gelände entlang der ‹Suone von Levron›, einem historischen Bewässerungskanal. Nicht schwer zu laufen, vor allem, wenn man sich vorher mit einem traditionellen Trockenfleischteller oder einer gebackenen Walliser Käseschnitte gestärkt hat.» Und Liliane ergänzt: «In dem kleinen Weiler Villette kann man das liebevoll restaurierte ‹alte Wohnhaus› von 1824 besichtigen, mit russgeschwärzter Küche, Hanfschneidemaschine, holzverkleideten Zimmern und schmalen Treppen.» Wenige hundert Meter weiter befindet sich die denkmalgeschützte Oreiller-Schmiede, deren zwei Wasserräder fünf Blasebälge antreiben. Die Standbohrmaschinen und der Maschinenhammer dienten früher der Herstellung von Kuhglocken. Für Wissbegierige lohnt sich ein Ausflug zum «Gletschermuseum» in Lourtier. Hier lebte Jean-Pierre Perraudin, der Vater der einzigen in der Schweiz entwickelten Wissenschaft: der Gletschertheorie. Die Darstellung der Katastrophe von 1818, als der Bruch eines Eisdamms in der Region Mauvoisin Tod und Verderben brachte, jagt dem Betrachter noch heute einen Schauer über den Rücken.

Zu Füssen des Matterhorns

Keine Frage: Zermatt steht für Hotelpaläste, Juweliergeschäfte, Luxus. Allerdings bietet sich, kaum dass man den Ort durchquert hat, ein ganz anderes Bild, denn im Hinterdorf mit seinen geraniengeschmückten Balkonen haben noch heute die Kühe «Vorfahrt». Wenige Schritte entfernt: Das Matterhorn Museum, dessen bergkristallförmige Eingangskuppel in eine unterirdische Welt entführt, die das ehemalige Bergdorf zu Beginn der Ära des Tourismus wieder auferstehen lässt. Dort findet man alles: einen Stall, eine Küche, eine Schlafkammer, ja sogar eine Kapelle gibt es. Selbstverständlich werden auch die ersten Alpinisten ausführlich gefeiert, von denen einige ihre Liebe zum Bergsteigen mit dem Leben bezahlten. Darüber hinaus erfährt man, dass bereits vor über 6000 Jahren Menschen auf den Alpen siedelten und schon zu Beginn der christlichen Zeitrechnung in dieser Höhe Wein angebaut wurde. Eine Fotografie von 1959 zeigt Walt Disney vor der beeindruckenden Kulisse des Matterhorns – das ihn zur ersten Achterbahn seines Freizeitparks in Kalifornien inspirieren sollte.

Wellness im Wallis

In der Schweiz sprudelt es von Vals über Yverdon bis nach Saillon nur so von Thermalquellen. Nur die Thermen in Leukerbad können jedoch mit einem derart grandiosen Panorama aus steil aufragenden Felswänden und wilden Wasserfällen aufwarten. Welch wohltuende Wirkung die unvergleichliche Kombination aus Wasser und Mineralien hat, wussten schon unsere Vorfahren, darunter auch Berühmtheiten wie Tolstoi und Charlie Chaplin.

Text: Bernard Pichon