Kroatien gehört seit 25 Jahren zu den beliebtesten Törnzielen. Die vielen architektonischen und historischen Schätze, das angenehme Sommerklima und das kristallklare Wasser setzen diesen Teil der Adria ganz oben auf die Sehnsuchtsliste vieler Bootsfahrer. Interessant ist Kroatien aber vor allem auch wegen des nahezu endlos langen Küstenstreifens.

Text und Fotos: Emmanuel van Deth

Unser Törn startet in Aguana, 30 Kilometer nordwestlich von Split. Voller Vorfreude auf versteckte Buchten, malerische Fischerhäfen und kleine Inseln im türkisfarbenen Meer machen wir uns auf zum Hafen. Um den Proviant haben wir uns schon im Voraus gekümmert. Moorings stellt diese Option auf ihrer Website zur Verfügung. Man spart dadurch wertvolle Zeit und muss nicht in der prallen Sonne Einkaufswagen durch die Gegend schieben. Wir sind also praktisch sofort startbereit. Ich zünde die beiden 320-PS-Motoren und schalte die Instrumente ein. Die Gashebel liegen gut in der Hand. Damit lässt sich das Tempo ohne Kraftaufwand intuitiv und fein dosieren. Mit beiden Motoren fährt der 43 PC steif geradeaus, ohne zu schlingern: Die Kiele greifen gut im Wasser und durch die fehlende Takelage ist der Vortrieb zwangsläufig geringer. Für den ersten Abend haben wir ein Restaurant und eine Anlegeboje auf der Insel Solta reserviert. Bis dorthin sind es nur gerade 10 Meilen.

AN DER KROATISCHEN KÜSTE WIMMELT ES NUR SO VON KLEINEN, PERFEKT GESCHÜTZTEN BUCHTEN.

Berauschendes Gefühl von Freiheit

Bei der Ausfahrt aus der Bucht von Agana ist das Meer durch die Nordwestthermik kabbelig. Die Wellen kommen praktisch von hinten. Der 43 PC rollt ein wenig, stampft aber kaum. Ich stelle das Boot auf 2000 Umdrehungen pro Minute ein, was uns eine komfortable Gleitfahrt von rund 9 Knoten bei einem Treibstoffverbrauch von rund 24 Litern pro Stunde, d.h. etwas weniger als drei Liter pro Seemeile, beschert. Der erste Eindruck am Steuer ist ein Gefühl von absoluter Freiheit. Das Wetter spielt keine Rolle, denn die 640 PS bringen uns schnurrend ans gewünschte Ziel. Wir richten uns an Bord häuslich ein. Schnell haben wir unseren Lieblingsplatz gefunden: Oben auf der Flybridge macht die Bootsfahrt unglaublichen Spass. Aus der Höhe wirkt alles gleich viel schöner! Wir fahren weiter bis zu den kreisrunden Inseln vor der Nordwestspitze von Solta. Nach einem kurzen Abstecher vor Maslinica erreichen wir die Felsenbucht von Sesula. Ein Restaurantangestellter weist uns zwischen einer 45-Fuss-Jacht und einem Lagoon 380 ein. Viel Platz ist nicht, aber der Leopard 43 PC beweist einmal mehr seine Handlichkeit. Auf den kroatischen Inseln bieten viele Restaurants zusammen mit einem Essen einen kostenlosen Ankerplatz an. Angesichts der Hafenplatzpreise für einen 43-Fuss-Multi ein hervorragender Deal!

BADEPAUSE VOR DEM FRANZISKANERKLOSTER DER INSEL BADIJA

Mini-Palast auf zwei Rümpfen

Verglichen mit jeder beliebigen Jacht wirkt ein Katamaran mit vier Kabinen wie ein Minipalast. Es gibt viel Stauraum, die Belüftung funktioniert bestens und im Badezimmer kann man sich gut bewegen. Das Deckshaus öffnet sich zum Vordeck und die Küche befindet sich im vorderen Steuerbordbereich. Auf der anderen Seite der Tür steht ein vollwertiger Kartentisch. Backbordseitig grenzt die L-förmige Sitzgruppe an das Cockpit. Im Aussenbereich besonders zu erwähnen sind der vor Sonne und schlechter Witterung geschützte Tisch, die elektrisch bedienbaren Davits für die einfache Ein- und Auswasserung des Dinghis und zwei schöne Schanzkleider.

Nach einer ruhigen Nacht verweilen wir ein wenig in Solta und dümpeln in der näheren Umgebung, bevor wir uns Split nähern. Der Tag verstreicht mit kurzen Bootsfahrten und Baden. Dank der starken Ankerwinde sind Ankern und Ankerlichten eine Sache von wenigen Minuten. Lediglich beim Fernbedienungskabel ist Vorsicht geboten, da es sich gerne in der Kette verheddert. Kettenstopper und Teufelskralle sind gut konzipiert. Am späten Nachmittag ziehen wir weiter nach Okrug, einem kleinen Badeort an der Westküste der Insel Ciovo. Wir sind zwar allein am Ankerplatz, ziehen uns für die Nacht aber doch in eine ruhige Bucht nur eine Seemeile weiter zurück.

HVAR IST MEHR ALS EINE PARTY- UND JETSET-STADT. IHRE MALERISCHEN GASSEN LADEN ZUM FLANIEREN UND STAUNEN EIN.

Fürstliches Leben an Bord

Ein befreundetes Paar mietet für eine Woche ein Haus auf Hvar. Für uns Vorwand genug, dem kroatische St. Tropez einen Besuch abzustatten. Gemütlich schippern wir nach Brac, von dort an die Westküste von Hvar, wo wir gegen 16 Uhr im alten venezianischen Hafen eintreffen. Es herrscht Stau. Die Boote stehen Schlange, die Plätze sind teuer und das Gewässer kabbelig. Ernüchtert brechen wir die Übung ab und weichen auf die kleine, nur eine halbe Seemeile entfernte Insel Otok Jerolom aus. Zwar ist der Liegeplatz dort nach Norden ausgerichtet, aber der Nordwestwind nimmt bereits ab. Mit unserem Beiboot, einem Aussenbord-RIB mit 15 PS, sind wir im Nu im Hafen. Entspannt schlendern wir durch die Stadt, tätigen ein paar Einkäufe, treffen unsere Freunde und kehren zum Abendessen an Bord zurück. Der 43 PC ist ein hervorragender Gastgeber! Auf der Flybridge geniessen wir den lauschigen Abend in guter Gesellschaft. Die Unterwasserbeleuchtung verleiht dem Abend etwas Festliches und lockt zum nächtlichen Baden.

RUHIGE SEE: DIE INSELN SCHÜTZEN PRAKTISCH ÜBERALL VOR WIND UND WELLENGANG.

Korcula, die mittelalterliche

An unserem vierten Tag wollen wir nach Korcula. Die Insel wird in unserem Törnführer als die grünste aller kroatischen Inseln angepriesen. Wir lassen uns viel Zeit in dem idyllischen, oft menschenleeren Revier. Als über den nahegelegenen Bergen dunkle Wolken aufziehen, gehe ich vom Gas, um nicht mitten in die Gewitterfront zu geraten. Wir suchen Zuflucht in der Nähe der Stadtmauern von Korcula. Dort finden sich viele Liegeplätze, bei denen man um die saftigen Hafenpreise (250 Euro!) herumkommt. Wir verbringen in der mittelalterlichen Stadt und ihren herrschaftlichen Festungsanlagen einen ganzen Abend. An der Ostspitze von Korcula verbergen sich traumhafte, windgeschützte Ankermöglichkeiten. Weniger gut eignet sich der deutlich unwirtlichere, windgepeitschte Süden.

SANDSTRÄNDE SIND MANGELWARE, DAFÜR IST DAS WASSER AN DEN KIESELSTRÄNDEN KRISTALLKLAR.

Gleitfahrt auf flachem Wasser

Wir erfahren, dass ein paar andere Freunde weniger als eine Seemeile von uns entfernt eine Villa gemietet haben. Kurz entschlossen fahren wir vor ihrem Ferienhaus vor, damit sie an Bord schwimmen und wir gemeinsam frühstücken können. Nach diesem morgendlichen Intermezzo geht es zurück nach Hvar oder genauer zu den Pakleni-Inseln. Dort wimmelt es geradezu von Ankermöglichkeiten. Eine der am besten geschützten und schönsten befindet sich im Norden von Marinkovak. Das Wasser leuchtet türkisfarben, nur leider ist der Ort etwas überfüllt. An unserem letzten Tag brechen wir früh in Richtung Festland auf. Zu dieser Morgenstunde ist es windstill, das Meer spiegelglatt – genau richtig, um das Geschwindigkeitspotenzial des 43 PC zu testen. Der Kat schafft locker 20 Knoten, Topspeed sind 24 Knoten. Unglaublich, mit welcher Leichtigkeit die Rümpfe übers Wasser gleiten. Der Temporausch hat aber seinen Preis: Wir verbrauchen viermal mehr Treibstoff als mit 9 Knoten. Wenige Meter vor dem Hafen von Trogir vollziehen wir eine Kehrtwende. Ein letztes Mittagessen an Bord mit anschliessendem Bad im Meer, ein Tankstopp und wir bringen unseren Powerkat nach 200 abenteuerlichen und faszinierenden Meilen zur Basis von Sunsail/The Moorings zurück.

TRAUMWETTER: EIN EINZIGES GEWITTER WÄHREND EINER GANZEN WOCHE, ANSONSTEN WOLKENLOSER HIMMEL!

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