Die 46. SYZ Translémanique en Solitaire fand bei schwierigen Wetterbedingungen statt: ein Start nahezu ohne Wind, thermische Brisen am Nachmittag und in der Nacht von Samstag auf Sonntag teils kräftiger Südwestwind und leichte Gewitter. Gewonnen hat die Einhandregatta auf dem Genfersee nach berechneter Zeit André Bals. Patrick Girod holte sich nach 17 Stunden den Gesamtsieg.

Als am Samstag, 31. August, um punkt 9.30 Uhr der Startschuss zur 46. Translémanique en Solitaire fiel, haben sich wahrscheinlich viele Teilnehmer Zauberkräfte gewünscht.
Sich eine Strategie zurechtzulegen, brachte bei diesen Bedingungen nicht viel. Da hätte man genauso gut Lotto spielen können. Bereits am Start vor der Société Nautique de Genève herrschte Flaute. Den 94 Einhandseglern blieb nichts anderes übrig, als sich auf dem spiegelglatten See auf die Suche nach ein bisschen Wind zu machen, weshalb der erste Teil der Regatta auch eher einem Küstenrennen glich. Die Segler, die sich für das Schweizer Ufer entschieden hatten, wurden belohnt.
Sie erwischten eine sehr leichte Thermik, die ihnen nach drei schweisstreibenden Stunden höchster Konzentration aus dem unteren Genfersee hinaushalf. Patrick Girod am Steuer der Raijin konnte sich mit viel Fingerspitzengefühl aus dem Knäuel befreien und lieferte sich mit Arnaud Gaviron auf Pétrel ein packendes Duell.

«Es ist praktisch windstill. Alle segeln mit einem Messer zwischen den Zähnen. Dazu ist es heiss, die Sonne brennt und die Nerven der Teilnehmer liegen blank», beurteilte Yann Pétremand, der Präsident des Cercle de la Voile der Genfer Société Nautique, die Lage auf dem Wasser. Um mit den wechselhaften und sehr komplexen Windund Wetterverhältnissen zurechtzukommen, waren eine gute Beobachtungsgabe, viel Geduld und Geschick am Steuer gefragt. Nur die Besten hatten eine Chance auf Erfolg. Als Fünfter in der Gesamtwertung holte sich André Bals auf seiner Luthi 990 IKI Samsic nach 18 Stunden und 38 Minuten den Sieg nach berechneter Zeit (die Rangliste wird anhand eines Ratings erstellt, das die Merkmale der verschiedenen Boote berücksichtigt). Platz 2 ging an David Bugnon auf Mb’s, Platz 3 an Joshua Schopfer auf Mirabaud 1, die damit auch die Wertung der mit 22 Booten stärksten Klasse der Surprise gewann.

Kopf-an-Kopf-Rennen

Kurz von 19 Uhr passierte Patrick Girod die Bahnmarke vor Villeneuve als Erster. Pétrel mit Arnaud Gavairon und Marguerite Cashmere mit François Bopp folgten ihm auf den Fersen.
Die beiden Psaros 33 an der Spitze lagen eng beieinander, während die Psaros 40 rund 300 Meter Rückstand auf die Führenden aufwies.
«Kurz vor der Boje war ich plötzlich Kopf an Kopf mit Pétrel. Auf dem Rückweg sind wir bis nach Evian praktisch gleichauf gesegelt», erzählte Girod im Ziel. Es sei ein sehr intensives
Rennen gewesen. «Dass ich Arnaud abschütteln konnte, lag vermutlich daran, dass mir die Übergänge besser gelungen sind. Ich freue mich auf jeden Fall über den Sieg.»

Nach 17 Stunden konnte sich Patrick Girod aus Genf wie schon im Vorjahr als Gesamtsieger feiern lassen. Im Ziel hatte er seinem direkten Verfolger Arnaud Gavairon 28 Minuten und 47 Sekunden abgenommen. Der Zweitplatzierte hatte es Girod nicht einfach gemacht und lange heftigen Widerstand geleistet. «Vor Evian kam Patrick mit dem Windwechsel auf Südwest besser zurecht als ich. Ich war k.o., die Regatta war wahnsinnig anstrengend, aber grossartig und ich bin mit meinem zweiten Platz zufrieden», freute sich Gavairon.

Youngster mit Talent

Bei den Surprise sorgte Joshua Schopfer für einen Sensationssieg. Nach einem schlechten Start machte er im unteren Genfersee geduldig Meter für Meter gut, rollte das Feld von hinten auf und setzte sich schliesslich vor Guillaume Girod auf Mordicus und François Séchaud auf Paprika an die Spitze der Surprise-Flotte. Um vier Uhr morgens segelte er Seite an Seite mit Dee Caffari, der Führenden bei den Grand Surprise. Sie hatte 2006 als erste Frau die Welt allein und nonstop Richtung Westen umsegelt und den Vendée Globe 2008 als Sechste beendet. An der Translémanique war die Britin als Botschafterin dabei. Obwohl sie nach eigener Aussage zuvor noch nie auf einem See regattiert hatte, gewann sie an Bord der Grand Surprise Bachi Bouzuk die Klassenwertung vor Flash (Maurice Gay) und La Mobilière (Beat Möckel). Die verzwickten Bedingungen auf dem Genfersee forderten die Weltklasseseglerin stark. Dennoch war sie begeistert: «Es war eine fantastische Regatta, sie hat wirklich Spass gemacht, ausser natürlich der Start ohne Wind. Das Spektakel war grossartig. Der Genfersee ist ein hochkomplexes Revier, das viele hervorragende Segler hervorbringt.»

Bei den TCF2 konnte sich Olivier Pictet auf 50es Hurlants als Sieger feiern lassen, obwohl er im «Petit Lac» tauchen musste, um den Rumpf von Algen zu befreien. Rund vierzig Teilnehmer hatten die Translémanique aufgrund der mühsamen Bedingungen vorzeitig beendet.