Augustin Lépine wuchs direkt am Wasser auf, unternahm schon als Kind viele Bootsfahrten und liebte es, den Regatten in St. Tropez zuzuschauen. Verständlich also, dass ihn die nautische Szene auch beruflich reizte und er schon immer Holzboote bauen wollte. Heute verbindet der Unternehmer erfolgreich Modernes und Klassisches.

Text: Brice Lechevalier

Seine Eltern hätten sich für ihn einen weniger handwerklichen Beruf gewünscht, er setzte sich jedoch über ihren Willen hinweg und zog als Schreinergeselle durch Frankreich. Zweieinhalb Jah- re renovierte er historische Gebäude. Danach liess er sich in Douarnenez in der Bretagne nieder, wo sein Traum in den «Ateliers de l’Enfer» konkrete Züge annahm. Während der Ausbildung baute er von 2007 bis 2008 sein erstes Schiff. Das gab wiederum den Ausschlag für seine Anstellung in der Werft Pors-Moro, die damals eng mit Tabarly zusammenarbeitete. Augustin Lépine beteiligte sich am Bau der Pen Duick und danach auch an Tabarlys Sardinenschaluppe. Seine Strebsamkeit blieb nicht unbemerkt. Die Genfer Werft Corsier Port heuerte ihn für die Restaurierung der olympischen 8mR- Siegerjacht Taifun an. Während seiner dreijährigen Tätigkeit in Genf stellte er sein Talent auch bei den Riva und anderen edlen Holzbooten unter Beweis. Ende 2011 setzte er seine Tätigkeit in einer benachbarten Werft fort, baute dort eine Holzwerkstatt auf und führte hochklassige Restaurationen durch. Für Kunden mit Sonderwünschen konnte er seiner Kreativität freien Lauf lassen. 2014 wurde er von allen Seiten ermutigt, eine eigene Firma zu gründen. Im Alter von 28 Jahren fand er in Meinier (GE) ein pas- sendes Lokal. Etwas naiv ging er davon aus, dass er pro Jahr zwei bis drei Renovationsaufträge, plus fünf bis sechs Jachten für Ein- und Auswinterungs- arbeiten, erhalten würde. In kürzester Zeit hatte Wood and Boat aber 70 Boote im Winterlager und stellte vier Personen ein, damit es alle Unterhalts-, Motoren-, Holz- und Lagerarbeiten an den wertvol- len Jachten termingerecht erledigen konnte. 2019 restaurierten Lépine und sein Team ein Boesch- Boot, eine Korsar-Jolle, eine 5.5er, eine 6-Meter- Jacht und eine 15m SNS, für deren Renovation sie von der Fondation Bolle ausgezeichnet wurden. Seine Kunden lassen sich von Augustin Lépine auch gern neue Boote vermitteln. Lange hatte er keine Vorliebe für eine bestimmte Marke. Das än- derte sich, als er Stanislas Chimielski, den Gründer von De Antonio Yachts (siehe Titelstory auf Seite 6), kennenlernte. 2017 entdeckte er am Cannes Yachting Festival die Aussenborder der Marke und war hell begeistert. Das moderne Design und die Ausdruckskraft hatten es ihm sofort angetan. Au- sserdem verstanden sich die beiden Männer auf Anhieb. Augustin Lépine beschloss, die Marke im Einvernehmen mit Chimielski in der Schweiz zu vertreiben. Angesichts des Erfolgs von De Antonio in Frankreich stehen für den jungen Unternehmer und Liebhaber von Holzbooten die Zeichen auf Grün!