Text: Vincent Gillioz

Alinghi, Zen Too und Ylliam – Comptoir Immobilier führen nach den ersten vier Acts der Meisterschaft 2019 die Zwischenwertung an. Damit zeichnet sich das gleiche Podest ab wie in den beiden letzten Jahren.

Das Menü der D35 Trophy 2019 besteht aus sieben Gängen. Vier wurden bereits serviert. Trotz der reduzierten Anzahl Teilnehmer sorgte die Flotte mit ihrer Gesamtdarbietung für einige echte Leckerbissen.

Traditioneller Auftakt
Nach der Winterpause, in der auf dem Transfermarkt wieder einiges los war und die Teams mehr oder weniger grosse Umbesetzungen vorgenommen hatten, trafen sich die Katamarane zum Saisonauftakt bei der Société Nautique de Genève zum Grand Prix in Genf. Am Tag vor der Veranstaltung fand eine Reihe von Trainingsregatten statt, an denen sich die Teams auf dem Wasser beschnuppern konnten. Am ersten Regattatag sorgte eine sanfte Bise auf dem gesamten Regattarevier für ideale Bedingungen. Bei sieben bis 14 Knoten Wind wurden alle sechs Läufe planmässig unter Dach und Fach gebracht. Mit bewundernswerter Konstanz gewann Alinghi zwei Läufe und segelte an allen anderen Wettfahrten auf den zweiten Platz. Am zweiten Tag zeigte sich die Wetterlage deutlich komplexer und forderte von der Regattaleitung schnelle Reaktionen. Der Joran stellte sich nicht mit der vorausgesagten Stärke ein, sodass mehrere Läufe ausgelegt wurden, bevor dann am frühen Nachmittag endlich der erste Lauf gestartet werden konnte. Danach war mehrstündiges Warten angesagt. Erst am späteren Nachmittag ermöglichte der Westwind im unteren Genfersee zwei Regatten bei rund 15 Knoten Wind. Am letzten Tag dann die umgekehrte Situation: Die Bise war so stark, dass an ein Rennen gar nicht zu denken war. Das erste Podium der Saison mit Alinghi, Ylliam – Comptoir Immobilier und Zen Too liess vermuten, dass die drei Erstplatzierten des vergangenen Jahres auch dieses Jahr den Sieg unter sich ausmachen würden.

Zurück in Nyon
Die Fortsetzung der Bojenkämpfe folgte Mitte Mai in Nyon. Wie gewohnt trafen sich die Teams kurz nach Mittag für einige Probestarts und Trainingsläufe, bevor es um 16 Uhr ernst wurde. Geplant waren zwei Rennen, doch nach Rücksprache mit den Teams beschlossen die Organisatoren, die guten Bedingungen für einen dritten Lauf zu nutzen. Die beiden ersten holte sich Loic Forestier mit Eleven Sailing Team, beim dritten hatte Ylliam – Comptoir Immobilier die Nase vorn. Tags darauf meldete sich nach anfänglicher Windstille um 15.30 Uhr endlich ein kleiner Séchard, den die Wettfahrtleitung auch prompt für drei Läufe bei sechs bis acht Knoten Wind nutzte. Sonntags mussten sich die Anwesenden erneut in Geduld üben, diesmal war aber alles Warten vergeblich. Da die Wettermodelle keine interessante Entwicklung erwarten liessen, sagten die Organisatoren alle weiteren Rennen resigniert ab. Somit galt die Rangliste vom Samstag: Alinghi siegte vor Ylliam – Comptoir Immobilier und Eleven Sailing Team. «Ich bin natürlich sehr zufrieden», freute sich Loic Forestier über den Podestplatz. «Wir sind ein neues Team und funktionieren gut miteinander. Das Ergebnis ist vielversprechend, wir erfüllen unsere Zielvorgaben, haben aber noch ein paar kleine Fehler gemacht. Alles in allem sehen wir jedoch positiv in die Zukunft. Wir steigern uns von Mal zu Mal.»

Nach den Grand Prix die Langstreckenregatten
Nach den beiden Grand Prix ging es ans Eingemachte. Mit der Genève- Rolle-Genève stand die erste grosse Regatta des Jahres an. Für seinen Klassiker hatte der Genfer Yacht Club das grosse Los gezogen. Schöner Wind und Sonnenschein begleitete das Langstreckenrennen, Windwechsel sorgten für spannende Positionskämpfe und mehrere Führungswechsel. Praktisch alle Boote übernahmen vorübergehend die Spitze. Vor der Boje vor Rolle mussten die Taktiker ihr ganzes Können ausspielen, um die komplexe Situation zu ihren Gunsten zu nutzen. Am besten gelang dies Cabestan; das Team passierte die Bahnmarke bei Streckenhälfte in Führung, gefolgt von Okalys Sailing Team und Alinghi. Auf der Rückfahrt kippte die Reihenfolge. Ganz nach dem Motto «die Letzten werden die Ersten sein» rollten die Schlusslichter das gesamte Feld von hinten auf. Zen Too gewann vor Eleven Sailing Team und Okalys Youth Project. «Das Rezept, mit der sich eine solche Regatta gewinnen lässt, ist eine Mischung aus Opportunismus und mentaler Stärke. Man muss die Chancen zu packen wissen und das hat diesmal gut geklappt», erklärte Skipper Fred Le Peutrec nach dem Sieg. Arnaud Grange von Okalys Youth Project zeigte sich mit seinem dritten Platz ebenfalls zufrieden: «Dieses Rennen hat gezeigt, dass man auch in schwierigen Situationen nie aufgeben darf. Es gab ziemlich viele Windwechsel und Schwachwindphasen, wir sind aber konzentriert geblieben und waren stets im Rennen. Ich freue mich über unseren Podestplatz.»