Text: BRICE LECHEVALIER
Zum 20-jährigen Bestehen des Skippers-Magazins und den letzten 20 Jahren Schweizer Segelsport möchten wir 20 grossartige Schweizer Seglerinnen und Segler würdigen, die diese Zeit mit ihren Erfolgen geprägt haben. Um es gleich vorwegzunehmen: Die Liste ist nicht vollständig. Alle porträtierten Athleten haben aber etwas gemeinsam: Sie sind mindestens seit der Jahrtausendwende feste Grössen der Schweizer Segelszene und verteidigen die Farben unseres Landes entweder auf unseren Binnenseen oder auf den Weltmeeren – meist mit beachtlichen Ergebnissen. Zusammen repräsentieren sie einen Grossteil der Segeldisziplinen. Ihr Talent ist bei allen grossen Segelnationen anerkannt und hat die Schweiz aus ihrem Schattendasein befreit. Die meisten feiern weiterhin grosse Erfolge und bescheren uns hoffentlich noch lange Zeit viel Freude! Die Liste im nachfolgenden Kapitel ist umfangreicher: Sie enthält die Schweizermeisterinnen und Schweizermeister aller Klassen von 2000 bis 2020. Einige Namen sind Ihnen sicher bekannt. Ein riesiges Bravo an sie alle!
SIMON KOSTER
Offshore-Regatten als Teil seiner DNA
Er wurde zwar im Optimist und im 420er gross, träumte aber schon immer von Hochseerennen. Eine klassische Olympiakarriere reizte den Zürcher nicht, weshalb er die Bananenkurse schon bald für die Ozeane verliess.
Eigentlich schien seine Karriere vorgegeben. In seiner Jugend bestritt er fleissig ISAFJunioren-Weltmeisterschaften und absolvierte Trainingscamps mit dem Nationalkader. Doch so richtig an seinem Platz fühlte er sich nicht. «Um in einer olympischen Klasse Erfolg zu haben, musst du dich zu 200% engagieren. Ich konnte mir das nicht vorstellen.» Nach seiner Lehre und der Ausbildung zum Profiskipper stürzte sich Simon Koster ins grosse Abenteuer. Zunächst segelte er als Teammitglied auf 40- bis 100-Fuss-Jachten und nahm im Solent und in den Antillen an Regatten teil. Als 20-Jähriger wagte er sich dann an seine ersten Atlantiküberquerungen.
Er hatte es aber relativ schnell satt, auf Charterjachten zu segeln. Seine Kämpfernatur sehnte sich nach anspruchsvolleren Projekten. Das letzte Quäntchen Vertrauen für seine Offshore-Karriere erwarb er zusammen mit dem Engländer Sam Goodchild bei der turbulenten Überführung einer Class 40 aus den Antillen. Mit Mini und Zelt im Gepäck reiste er nach Lorient, wo er sich intensiv auf sein erstes Rennen vorbereitete. Bereits in seiner ersten Saison gewann er an der Regatta Les Sables-les Açores-Les Sables eine Etappe und belegte an der Mini-Transat den dritten Platz bei den Serienbooten.
Fest entschlossen, einen Gang höher zu schalten, beschloss er, für die Mini 2015 einen Prototyp zu bauen. Mit dem Entwurf seiner Eight3 beauftragte er das Designbüro Mer Forte von Michel Desjoyeaux. Er traute sich, neue Wege zu gehen und bestückte seine Mini als einer der ersten mit Foils. Mangels Zeit und Geld schaffte er es leider nicht, sein Boot wie gewünscht zu optimieren, erreichte 2015 aber dennoch den 7. Platz. Grund genug, einen weiteren Versuch zu starten. Er vereinfachte das Boot, machte es leichter, entfernte die Foils und kam 2017 als 3. ins Ziel.
Nach drei Mini-Transats trachtete der Zürcher nach noch Grösserem. Im Bewusstsein, dass sich ein Class-40-Projekt nicht so einfach finanzieren lässt, tat er sich mit dem Westschweizer Valentin Gautier zusammen. Gemeinsam bilden sie das 100% schweizerische Rösti Sailing Team. Die Class 40 beeindruckte die OffshoreSzene durch gewagte Innovationen. Sie wurde erst kurz vor dem Start der Jacques Vabre 2019 eingewassert, trotzdem verpassten die beiden das Podest mit einem sensationellen 4. Platz nur knapp. 2020 dann der bisherige Höhepunkt: Sie feierten am harten Normandy Channel Race einen grossartigen Sieg und verwiesen den haushohen Favoriten Ian Lipinski auf den 2. Platz. Das angebrochene Jahrzehnt hält für das Duo bestimmt noch Grosses bereit!
Highlights
2013: Platz bei den Serienbooten der Mini-Transat
2017: Platz in Echtzeit an der Mini-Transat
2020: Platz am Normandy Channel Race (zweihand) mit Valentin Gautier