Text: Quentin Mayerat

Alte Regattasegler-Weisheit: Einer der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, die Übergänge zu meistern. Diese Regel gilt auch für Wettkämpfe. Vergangenen Sonntag versammelte sich in Alicante eine Menschenmenge historischen Ausmasses, um beim Start des The Ocean Race dabei zu sein. Die berühmte Regatta um die Welt, welche dieses Jahr zum fünfzigsten Mal seit dem allerersten Whitbread stattfindet, durchläuft gerade einen tiefgreifenden Wandel. Die fünf teilnehmenden IMOCAs boten beim Start eine mehr als überzeugende Show. Bleibt abzuwarten, ob der weitere Verlauf des Rennens neue Teams überzeugen können wird, sich für künftige Ausgaben anzumelden…

Seit 2018 angekündigt, nun endlich Realität: die Teilnahme der IMOCA-Klasse am The Ocean Race. Dieser Paradigmenwechsel wird zweifellos dazu beitragen, die Regatta, die nach dem Abgang des Titelsponsors Volvo neuen Schwung sucht, wiederzubeleben. Neben dieser erfreulichen Nachricht dürften die Hochseeregatten ganz generell von dieser neuen Dynamik profitieren.

Auf den Stegen des Yachthafens von Alicante war die Begeisterung für das Ocean Race, das zum vierten Mal in seiner Geschichte hier startete, deutlich spürbar. Die Regatta, welche die Teams einmal rund um den Globus führt, zählt zweifellos zu jenem kleinen Kreis von Segelveranstaltungen, die ein breites Publikum in ihren Bann ziehen können. Und auch wenn Frankreich bei der Organisation solcher Veranstaltungen sicherlich führend ist, stand Alicante Saint-Malo und seiner Route du Rhum in nichts nach.

Haupt- und Nebenrollen

In dieser Übergangsphase fällt das Teilnehmerfeld im Vergleich zu ähnlichen Wettkämpfen etwas kleiner aus. Zwar sind einige der besten Boote und Skipper am Start, aber nur fünf Teams mit fünf Seglerinnen und Seglern (einschliesslich eines Mediaman) haben am Sonntag die Startlinie überquert. Ein Negativrekord, der sogar die von Franck Cammas auf Groupama gewonnene Ausgabe 2011-2012 schlägt, bei der nur sechs Teams am Start waren. Dieser Wermutstropfen ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass die fünf angemeldeten VO65 aus wirtschaftlichen und materialbedingten Gründen kurzfristig darauf verzichten mussten, die gesamte Strecke mitzufahren. Sie sind nun zwar in Alicante gestartet; ihre Route wird ab den Kapverden jedoch jene der IMOCA verlassen und in Richtung Antillen führen. Das definitive Programm ist noch offen.

Frankreich gegen den Rest der Welt?

Abgesehen von diesen kleinen Enttäuschungen sollten die Segelfans trotz allem auf ihre Kosten kommen, denn immerhin erleben wir hautnah mit, wie sich hier zwei Paralleluniversen regelrecht vereinen, mit dem „Hochseerennen à la Française“ auf der einen Seite und dem von den Crew-Formaten dominierten „angelsächsischen Ansatz“ auf der anderen Seite. Als ob das nicht schon genug wäre, ist Frankreich zum ersten Mal in der Geschichte des Rennens die am stärksten vertretene Nation – und das sogar sehr deutlich, hat das Land doch 17 Frauen und Männer im Rennen. Ein logisches Kräfteverhältnis angesichts des beträchtlichen Vorsprungs der Tricolore bei den IMOCA. Dieses dürfte sich jedoch im Laufe der Zeit ausgleichen, wenn im Zuge dieser neuen Dynamik neue internationale Projekte entstehen. Bis dahin geht es weiter mit einem Blitzrennen auf die Kapverden. Dort legen die Teams einen kurzen Zwischenstopp ein, bevor es Richtung Kapstadt weitergeht. In den ersten Stunden übernahm die einzige nicht-französische Crew die Führung, das Team 11th Hour Racing unter Skipper Charlie Enright. Dieses wird in Kürze durch Justine Mettraux verstärkt, die ab Mindelo ihre Kameraden in der Südsee unterstützen wird.