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Zwischen Korsika und Sardinien: Reiz der Nebensaison

von Quentin Mayerat

Wir haben für Sie den Süden Korsikas und La Maddalena an Ostern getestet. Glauben Sie mir, die Einsamkeit in dieser Jahreszeit kompensiert das etwas kühlere Wetter bei Weitem. Die Versuchung, ins türkisfarbene Wasser zu springen, ist sowieso viel zu verlockend, als dass man ihr widerstehen könnte, Temperatur hin oder her. Hauptsache, die Sonne scheint!

©ATC-Iles-LavezziWir kennen sie alle, die Kämpfe um einen Liegeplatz, die sich verkeilenden Anker, die Flüche und die hoffnungslos überfüllten Strände und Häfen. Wer es ruhig und gesittet mag, die Natur geniessen und abschalten möchte, tut gut daran, die Jahreszeit für einen Törn sorgfältig auszuwählen. Nebensaison heisst das Zauberwort! Für Korsika bietet sich der Frühling an. Nach Ajaccio gibt es zahlreiche Direktflüge und die dort ansässige Basis von Dream Yacht Charter ist ein idealer Ausgangspunkt für Törns.

Die Windgötter scheinen uns zur Abwechslung gut gesinnt. In der Strasse von Bonifacio weht ein schönes Lüftchen, Sturm ist keiner in Sicht. Der Süden Korsikas und der La-Madda-25 skippers Segeln & Ozean lena-Archipel im Norden Sardiniens mit ihren unzähligen Schätzen empfangen uns mit offenen Armen. Im nach Süden und Norden gut geschützten Golf von Ajaccio können wir uns auf sanfte Art mit dem Boot und dem Revier vertraut machen. Wir steuern den Nordosten des Golfs an, wo die vier sagenumwobenen Iles Sanguinaires liegen. Die ebenso winzigen wie pittoresken Inseln haben Alphonse Daudet zu seinen Briefen aus meiner Mühle inspiriert. Auch wir wollen uns die schroffen Inseln aus dunkelrotem Porphyrgestein genauer ansehen, ankern ganz in der Nähe und machen uns auf Erkundungstour. Unser Fazit: Die «blutigen» Inseln wären ein perfekter Schauplatz für einige Szenen aus Herr der Ringe gewesen! Ihre endmische Tier- und Pflanzenwelt ist unglaublich vielfältig. Eine auf der Insel wild wachsende Birnensorte soll einst Schiffbrüchige vor dem Hungertod bewahrt haben.

Zeitlose Zitadelle

ATC-SNach einem halben Tag erreichen wir Bonifacio an der Südspitze Korsikas. Seine uneinnehmbare Zitadelle und die imposanten weissen Kreidefelsen dominieren die Hafeneinfahrt. Im Lauf der Jahrhunderte hat sich die Brandung mehr und mehr in die Kalkmauer gefressen, auf der die Altstadt thront, sodass sie heute wirkt, als würde sie über dem Meer schweben. Die Korsen scheint das nicht zu beunruhigen. Auf einem Wanderweg entlang der Felsen kann man die einzigartige Lage der Stadt in ihrem ganzen Ausmass erfassen. Er beginnt unter der Zitadelle und führt bis zum Gouvernail, dem «Steuer» und südlichsten Punkt der Insel.

Sardinien ist nur wenige Seemeilen entfernt. Bei der Durchquerung der Strasse von Bonifacio bekommt man unweigerlich das Gefühl, zu neuen Abenteuern aufzubrechen. Der Übergang von Frankreich nach Italien ist mehr als ein Szenenwechsel. Landschaften, Atmosphäre und Kultur verändern sich. Mit 20 Knoten Nordostwind sind die Segelbedingungen ideal. Je mehr wir uns La Maddalena nähern, desto aufgewühlter wird das in Bonifacio noch ruhige Meer. Trotzdem kommen wir gut voran. Das könnte auch anders sein. Die Meerenge ist nämlich berüchtigt für ihre heftigen Stürme, die in diesem Windkanal beängstigend hohe Geschwindigkeiten aufnehmen können. Da überall Gefahren lauern, sollte man seine Route im Voraus umsichtig planen. Vorsicht ist auch vor dem Abwind geboten, der von den Felsen hinter der Hafenausfahrt verursacht wird. Er kann sich zu kräftigen Böen aufbauschen, die ohne Vorwarnung auf längere Flauten folgen.

Slalomfahrt im türkisfarbenen Wasser

Es würde Wochen oder sogar Monate dauern, wollte man alle sehenswerten Liegeplätze des La-Maddalena-Archipels aufsuchen. Er umfasst acht Inseln, die mit Ausnahme der Hauptinsel La Maddalena nur sehr spärlich bebaut sind und alle zu einem Nationalpark gehören. Von Mai bis Oktober müssen Segelboote eine Gebühr entrichten. Für eine 32-Fuss-Jacht beträgt sie rund 60 Euro pro Woche.

Im Norden bietet sich ein Halt auf Höhe der Inseln Budelli, Santa und Razzoli an. Der Liegeplatz in der Mitte dieser drei nördlichen Inseln ist gut vor Ost- und Nordostwind geschützt. Nehmen Sie sich aber vor den Untiefen in Acht. Die Durchfahrten zwischen den Inseln sind sehr flach und für Kielboote nicht geeignet. Segeln Sie lieber aussen herum, damit Sie nicht aufstossen. Einige Orte bergen ganz besondere Schätze. Sie stehen unter Naturschutz und der Zugang ist streng reglementiert. Der Strand auf Budelli zum Beispiel begeistert mit seiner rosa Farbe, die von abgestorbenen marinen Mikroorganismen verursacht wird. Der Strand darf weder betreten werden noch darf man dort baden, 70 Meter davor können Boote aber an Bojen festmachen.

Segeln im La-Maddalena-Archipel gleicht einem Insel-Slalom, der Segler hinter jeder Felsspitze den Atem raubt. Dank der kurzen Distanzen ist Inselhopping unproblematisch und man findet in kürzester Zeit Liegeplätze, die sich mit den schönsten Stränden Ozeaniens messen können. Die Cala Coticcico im Nordosten der östlichsten Insel Caprera wird nicht von ungefähr «kleines Tahiti» genannt. Strahlend weisser Sand und türkisblaues Meer umschmeicheln weisse, kurios geformte Felsen. In der Nebensaison gehört Ihnen dieses Miniaturparadies ganz allein, im Sommer hält der 45-minütige Fussmarsch von der Strasse nur die wenigsten davon ab, den Strand aufzusuchen. Sie nehmen den weissen Sand bis auf den letzten Quadratzentimeter in Beschlag.

DSCF9875Ebenso wild, schön, weiss und türkisfarben ist die Cala Napoletana an der Nordwestspitze von Caprera. Sie gehört zu den schönsten Liegeplätzen des Archipels. Die kaum bewohnte Insel lässt sich über viele markierte Wanderwege genauer erkunden. Von den beiden Liegeplätzen ist es ein Leichtes, bis zum Denkmal von Giuseppe Garibaldi zu wandern und sich dort über den Vater der italienischen Nation zu informieren. Der «Held der zwei Welten» verbrachte auf Caprera seinen Lebensabend. Noch mehr Kultur wartet auf La Maddalena. Im Hafen gibt es nur wenige Gästeplätze und einmal mehr erweist es sich als unbestrittener Vorteil, in der Nebensaison hierherzukommen. Gönnen Sie sich einen Spaziergang durch die malerische 11 000-Seelen-Stadt… und eine Pizza. Sie sind schliesslich in Italien! Die besten isst man nicht unbedingt in den Touristenlokalen auf den Quais. Dazu müssen Sie schon etwas in die Stadt hinein. Unser Geheimtipp: die Pizzeria Capatosta. Ihre Pizzas sind ein Gedicht; reservieren dringend empfohlen!

Nachdem wir genug Italien getankt haben, durchqueren wir ein weiteres Mal die Strasse von Bonifacio bis zu den Lavezzi-Inseln, wo wir picknicken (der Liegeplatz ist nachts geschlossen). Eine Alternative wäre auch ein Abstecher an die Westküste Korsikas. Die Rondinara- Bucht auf halber Strecke zwischen Porto Vecchio und Bonifacio ist ein idealer Zufluchtsort mit umwerfendem Panorama. Ihr weisser Sandstrand bildet einen fast makellosen Halbkreis und schützt den Liegeplatz auf nahezu 360 Grad.

Zwischen dem Süden Korsikas und La Maddalena bieten sich schier unendlich viele Möglichkeiten, doch leider neigt sich unser Törn dem Ende zu. In der Nebensaison ist das Revier der Perfektion ganz nahe… sofern die Natur mitspielt. Tapetenwechsel und Ruhe sind garantiert. Probieren Sie’s, Sie werden Korsika und La Maddalena mit ganz anderen Augen sehen!


Reise-Infos

Beste Reisezeit

Die beste Reisezeit ist erfahrungsgemäss die Nebensaison. Da die Temperaturen Mitte April noch etwas frisch sein können, sollte man ein paar warme Kleider mitnehmen. Ein kleines Übel, denn dafür haben Sie die traumhaft schönen Liegeplätze im Frühling für sich allein. Wenn die Sonne am höchsten steht, kann man sogar baden. Falls Ihnen das Wasser noch zu kalt ist, packen Sie einen Neoprenanzug ein, damit spüren Sie praktisch keinen Unterschied zum Sommer.

Segeln

Die Strasse von Bonifacio ist tückisch und nicht ungefährlich. Planen Sie Ihre Route gut im Voraus und halten Sie vor allem bei schlechtem Wetter nach Gefahren und Untiefen Ausschau. Aufgrund des Venturi-Effekts zwischen Korsika und Sardinien kann der Wind sehr schnell zunehmen. Segeln Sie bei Starkwind nicht gegen den Wind.

Für den Nationalpark La Maddalena müssen Sie von Anfang Mai bis Ende Oktober abhängig von der Länge Ihres Bootes und der Aufenthaltsdauer eine Gebühr entrichten. Infos und Vorschriften: parks.it/parco.nazionale.arcip.maddalena

Restaurants

Zwei Restaurants können wir aus eigener Erfahrung besonders empfehlen. In Ajaccio sollten Sie unbedingt im 20123 einen Gourmet- Halt einlegen. Die Speisekarte umfasst lauter köstliche korsische Spezialitäten, die Portionen sind reichhaltig und die Atmosphäre authentisch, wenn auch etwas übertrieben. Aber man ist schliesslich in Korsika! Reservation obligatorisch: 20123.fr In La Maddalena wartet die Pizzeria Capatosta mit einer Auswahl an feinen Antipasti und Pizzas. Reservation empfohlen: +39 349 538 2129

Für massgeschneiderte Reisen und/oder Törns:

my Charter, info@mycharter.ch mycharter.ch Sie können auch direkt bei dreamyachtcharter.de buchen.

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