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JANINE ARNULF, die Kämpferin der Bol d’Or Mirabaud

von Carinne Bertola

1939 organisierte der Yacht-Club de Genève, damals noch unter dem Namen «Société d’Encouragement à la Navigation de Plaisance», die erste Bol d’Or mit dem Ziel, möglichst viele Leute zur Teilnahme zu bewegen. Wackere Vorschoterinnen und andere weibliche Besatzungsmitglieder gab es viele, aber welche Steuerfrauen sind in die Annalen des Kultrennens eingegangen?

Text: Carinne Bertola

Schon bei der allerersten Ausgabe traten ambitionierte Frauen an. An der zweiten Austragung im Jahr 1940 war mit Madeleine Bigar erstmals eine Steuerfrau dabei. Als Ersatz für ihren in die Armee eingezogenen Mann segelte sie auf der 6mR-Jacht Borée II direkt hinter Louis Noverraz auf den 2. Platz. 1944 liess erstmal eine Frau die gesamte Konkurrenz hinter sich. Riquette Thévand, deren Mann ebenfalls im Militär diente, gewann das Rennen auf dem Sechser Vega souverän. Diese beiden Beispiele zeigen, dass Frauen den Männern trotz vieler Vorurteile durchaus gewachsen sind, wenn sie unter den gleichen Bedingungen teilnehmen können. Bis eine dritte Frau antrat, die männliche Vormachtstellung zu brechen, dauerte es aber.

1977 bildet die 26-jährige Janine Arnulf ein erstes Frauenteam, mit dem sie auf einer von Polynautic geliehenen Comet 701 an der Einhandregatta Translémanique en solitaire teilnimmt. Sie verschafft sich den Respekt der Segelgemeinschaft, als sie bei starker Bise das Angebot des Seerettungs- dienstes von Nyon ausschlägt, sie abzuschleppen und in Sicherheit zu bringen. So kurz vor dem Ziel aufzugeben kommt für sie nicht in Frage! Ihre Eigenwilligkeit wird belohnt. Sie belegt den 16. und letzten Platz – alle anderen der 120 gestarteten Boote haben havariert oder die Segel gestrichen. 1978 belegt Janine Arnulf mit einem Frauenteam an Bord der Toucan Méphisto von Jean-Jacques Eternod an der Genève-Rolle den 6.

Und an der Bol d’Or den 15. Platz. Ein Jahr später klassiert sie sich an der Bol d’Or 1979 mit der gleichen Crew auf Rang 26. Sie stellt damit bei den Toucan eine neue Bestzeit auf. 1980 tritt sie hochschwanger zur Bol d’Or an, beendet die Regatta und bringt am darauffolgenden Montag ihr Kind zur Welt.

Temporausch

Mit 38 Jahren startet Janine Arnulf, die bereits alle Rennen mit einer Damenwertung gewonnen hat, zu ihrer 18. Bol d’Or. Sie stellt eine schlagkräftige Crew zusammen und trainiert sie. Mit dabei: die Französin Michèle Paret, die Belgierin Joëlle Husson und Laure Schmied. Auf der Formel 30 SSCI erreicht Janine Arnulf 25 Knoten, bevor eine Kenterung vor Saint-Prex ihrer Rekordfahrt ein jähes Ende beschert. 2019 bildet die erfolgreiche Seglerin mit ihren drei Töchtern, ihren Nichten und Freundinnen eine neue Frauencrew, hat aber erneut Pech. Diesmal zerreisst eine 60 Knoten starke Windböe das Grosssegel und zwingt sie zur Aufgabe.

Keine andere Frau hat so oft an der Bol d’Or teilgenommen wie Janine Arnulf. Zwischen 1977 und 2023 war sie 45-mal mit dabei. Ans Aufhören denkt sie nicht.

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