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Vier verwegene Segler am Bol d’Or

by Quentin

Text: Jacques-Henri ADDOR

Nicht alle haben sich von der Absage des offiziellen Bol d’Or beeindrucken lassen. Letzten Samstag hätte der Startschuss zum 82. Bol d’Or ertönen sollen. Trotz Absage fanden sich gegen 10 Uhr rund 15 Boote bei der SNG ein, um den Genfersee zu überqueren, ohne Startlinie und andere Kursmarkierungen. Das Wetter war schön und ruhig und es wehte nur ein leichter Westwind, der die Spis aufblähte. Ein richtig sommerlicher Samstag…

Doch der Wind nahm schnell zu, was zahlreiche Teilnehmer veranlasste, das Weite zu suchen. Übrig am Start blieben nur zwei Grand Surprise – Flash von Maurice Gay und Isis von Daniel Huber – sowie die Saphir 27 Le Cinq und die Swan 44 Vire-Vent IV. Auf Höhe Nernier hatte der Wind bereits eine Geschwindigkeit von 20 Knoten erreicht. Den Spi bei diesen Bedingungen halten zu können, setzt schon einiges Können voraus. Die Vierergruppe setzte ihre Fahrt in Richtung Le Bouveret fort, unter Vorsegel oder schwerem Genua-Segel, und mit gerefftem Grosssegel für die leichten Manöver. Doch schon bald blitzten die Sturmleuchten an den Ufern auf; der Wind fegte mit 25, 30 und schliesslich sogar 40 Knoten über das Wasser.

Um 15.25 Uhr umrundete Flash als Erste die (imaginäre) Markierung vor Le Bouveret, gefolgt von Vire-Vent IV mit drei Bootslängen Abstand. Dieses Jahr fehlte zwar die physische Boje, doch es war keine grosse Sache gewesen, die entsprechende GPS-Position in den Segelanweisungen 2019 ausfindig zu machen. Für alle vier Teilnehmer war es Ehrensache, diese vorschriftsgemäss zu umrunden.

So gestaltete sich also schon die Hinfahrt nach Le Bouveret aussergewöhnlich. Doch die Rückfahrt in den Port-Noir sollte sich noch weitaus komplizierter werden: teilweise schmerzhafte Übergänge, ein schwierig zu deutendes Gewässer und das alles unter tiefhängenden, regenschweren Wolken, gefolgt von einer pechschwarzen Nacht.

Die drei Leichtgewichte Flash, Isis und Le Cinq konnten sich absetzen, während die zwölf Tonnen schwere Swan Vire-Vent IV immer wieder buchstäblich gegen die Wellen prallte. Zum Schluss war Isis die Erste, welche die virtuelle Ziellinie vor der SNG überquerte, um 00.45 Uhr. Als gute Vierte hatte es Vire-Vent IV um 3.30 Uhr geschafft.

Was bleibt nun von diesem Abenteuer auf der Strecke Genf – Le Bouveret – Genf, die Mitte Juni normalerweise von über 500 Booten gesegelt wird? Nun, mit gerade mal vier Booten sicher die Erinnerung an das kleinste je gezählte Teilnehmerfeld. Dann auch, dass die Bootsklassen, die am Bol d’Or üblicherweise in grossem Stil vertreten sind, wie die Meter-Klasse, die Toucans und die Mehrrümpfer, sich der Herausforderung nicht gestellt haben. Und, last but not least, dass es ein verflixt seltsames Gefühl ist, in der SNG anzukommen, in einem ausgestorbenen Clubhaus, wo alle Stühle auf den Tischen stehen und keine Menschenseele einen erwartet.

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