Text: Quentin Mayerat
Photo: © Christopher Shand / @Luxaltius

Neuauflage des Kriegs der Schwerter gegen die Foils am Bol d’Or Mirabaud, wo sich TF35, M2 und der D35 von Christian Wahl spannende Wettkämpfe lieferten. Zum zweiten Mal in Folge und zum insgesamt neunten Mal durfte Christian Wahl nach 17 Stunden und 14 Minuten die Trophäe entgegennehmen. Am anderen Ende der Schweiz erfreute die erneuerte Rund Um Bodensee die Teilnehmenden.

Die Prognosen deuteten auf äusserst flaue Windverhältnisse und liessen befürchten, dass die modernsten Boote ihre Foils kaum würden einsetzen können. Obwohl der TF35 für ein Hybridprogramm konzipiert ist, hatte man ihn in einer Regatta noch nie mit einem C-Schwert gesehen. Ein paar Tests im Training und eine Handvoll Berechnungen hatten denn auch ausgereicht, um fast die gesamte Flotte davon zu überzeugen, dass sich der Aufwand nicht lohnte, können doch rein mathematisch ein paar Dutzend Flugminuten ausreichen, um den Rückstand gegenüber den archimedischen Katamaranen der älteren Generation wie den M2 und D35 wettzumachen.

Photo: © Christopher Shand / @Luxaltius

Mut zahlt sich (fast) aus

Eine Crew änderte jedoch ihre Taktik und hätte beinahe den Hack des Jahrhunderts geschafft. Der TF35 von Realteam, mit Jérôme Clerc am Steuer, bestimmte einen Grossteil des Rennens, bevor er im Petit Lac auf Vorwindkurs und im Lee von der D35 von Christian Wahl und seiner Sailing Squad von Mirabaud überholt wurde.

« Nach einem mittelmässigen Ergebnis bei der Genève-Rolle-Genève fanden wir, dass wir das Risiko eingehen wollten», kommentierte Jérôme Clerc, der schliesslich im Gesamtklassement den vierten Platz und in seiner Klasse den ersten Platz belegte. Wir entschieden uns somit dafür, unsere Foils gegen die C-Schwerter auszutauschen, wie für unser Boot vorgesehen. Es hat mir sehr viel Spass gemacht, so zu segeln. Ich bin davon überzeugt, dass das Boot im archimedischen Modus noch weitere Fortschritte machen kann, aber dafür müssen wir mehr segeln und einige technische Aspekte optimieren.» Im «Flugmodus» beherrschen die Teams ihre Boote zwar mittlerweile von A bis Z, aber mit den Schwertern fehlt ihnen die Erfahrung. «Wir müssten zum Beispiel unsere Segel weiterentwickeln. Unsere Segel sind für 25 Knoten konstanten scheinbaren Wind ausgelegt, aber nicht für Geschwindigkeiten von unter zehn Knoten», so der Skipper von Realteam.

Das Ergebnis? Die Regatta ging klar zu Gunsten der mit Schwertern bestückten Boote aus; der erste Foiler diesseits der Ziellinie, Alinghi Red Bull Racing, schaffte es gerade mal auf Platz fünf. Die junge Crew an Bord lieferte aber nicht nur eine hervorragende Regatta, sondern hatte auch einen grossen Gennaker, dank dem sie den Luftwiderstand, den die Foils erzeugten, teilweise kompensieren konnte. Wie schon 2022 befanden sich die D35 und M2 an der Spitze des Feldes. Hinter Christian Wahl folgten Swiss Medical Network und Patrimonium. Festzuhalten ist aber, dass die TF35 ihre Leistung im Vergleich zum Vorjahr verbesserten. Realteam belegte dank seiner Option den vierten Platz, Alinghi Red Bull Racing fuhr mit seinen Foils auf Rang fünf, während das Team von Ernesto Bertarelli 2022 der schnellste TF35 war und auf Platz 7 landete.

Die Rund Um wird dynamischer

Auf dem Bodensee kam die Rund Um in einem neuen Format daher. Die Nachtregatta startet neu um 16 Uhr, damit die ersten Boote früher zurückkehren und gebührend gefeiert werden können. 267 Boote waren am Start, darunter der Sieger-D35, das österreichische Boot Skinfit von Fritz Tripol , gefolgt von der berühmten Orange Utan mit dem Schweizer Tom Rüegge am Steuer. An der Rund Um waren heuer noch keine Foiler am Start – in Zukunft könnte das aber durchaus ändern, um die Regatta noch spannender zu machen.

Sicher ist: Seit der Wiederaufnahme des Bol d’Or Mirabaud im Jahr 2021 steht es 2:1 für die archimedischen Boote gegenüber den Foilern – doch wie lange noch?

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