Text: Quentin Mayerat

50 Tage und 19 Stunden: Gerade mal so lange benötigte Charles Caudrelier, um mit einer beispiellosen Leistung seine Solo-Weltumsegelung zu vollenden. Wir können nur staunen! Der Skipper des Maxi Edmond de Rothschild ist am Dienstag in Brest angekommen und wurde von einem grossen, begeisterten Publikum empfangen.

«Ein 32 Meter langes Boot mit dieser Geschwindigkeit allein um die Welt zu segeln, ist eine körperliche und geistige Herausforderung. Es gibt keine schönere Regatta als diese», meinte Olivier de Kersauson auf den Pontons von Brest. Für Charles Caudrelier ist sie der Höhepunkt eines intensiven fünfjährigen Abenteuers mit dem Team Gitana, das er 2019 zusammen mit Franck Cammas anheuerte, um die Entwicklung des 2017 lancierten Maxi Edmond de Rothschild weiter voranzutreiben.

Hochs…

Caudreliers Leistung ist umso bemerkenswerter, als es noch keinem Ultim der neuesten Generation gelungen ist, eine Weltumsegelung zu Ende zu fahren. Nach einem furiosen Start, Bug an Bug mit SVR Lazartigue, nutzte Caudrelier die Tatsache, dass Tom Laperche aufgeben musste, und dominierte das Rennen während mehr als der halben Strecke. Gleichzeitig brach er diverse Rekorde: Von Brest ans Kap Leeuwin schaffte er es in 18 Tagen, 5 Stunden und 44 Sekunden. Ausserdem stellte er mit 8 Tagen, 8 Stunden und 20 Minuten eine Referenzzeit für das Einhandsegeln über den Indischen Ozean auf. Und das Renntempo, das der Zweikampf mit Tom Laperche bis ans Kap der guten Hoffnung vorgab, veranlasste den Einhandsegler zu einer Wahnsinnsgeschwindigkeit. So konnte er drei Tage lang mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 35 Knoten segeln und legte dabei in seinen besten 24 Stunden 838 Seemeilen zurück.

… und Tiefs

Trotz der scheinbaren Leichtigkeit, mit der Charles Caudrelier um die Welt rauschte, hatte er mit zahlreichen Schwierigkeiten zu kämpfen. «Nach dem Kap Horn ist mein Grosssegel zerrissen», erklärt der Sieger. «Für die Reparatur habe ich mindestens zehn Stunden gebraucht. Weiter habe ich meine Rollreffanlagen kaputt gemacht, hatte Wasserprobleme und Ärger mit dem Einholen der Foils. Und last but not least habe ich mitten im Pazifik auch eine Tragfläche des Ruderblatts verloren. Aber jedes Mal haben wir das Team und ich Einfallsreichtum bewiesen, sodass ich das Rennen fortsetzen konnte.» Der Skipper betont, wie wichtig die kollektive Dimension für seinen Sieg war: Er konnte sich jederzeit auf sein eingespieltes und äusserst kompetentes Team verlassen. «Als nach nur vier Tagen der vordere Arm Risse bekam, glaubte ich nicht, dass es möglich sein würde, ohne Unterbrechung weiter zu segeln. Das Team hat mich beruhigt; wir haben Lösungen gefunden und ich bin weitergefahren», erzählt Charles Caudrelier. Nie zuvor war ein Einhand-Abenteuer dermassen Teamsache. Nun kann sich das Team Gitana auf ein weiteres Abenteuer vorbereiten, die Jules Verne Trophy. Sie wird uns ab Herbst eine Neuauflage dieses Unterfangens bieten, diesmal jedoch im Team-Format. Wir dürfen gespannt sein!