Catana hat sich in nur fünf Jahren mit grossem Erfolg neu orientiert. Nachdem die Marke dem Mehrrumpfmarkt als Pionierin der Schwert-Katamarane ihren Stempel aufgedrückt hatte, vollzog sie 2014 mit der Lancierung von Bali Catamarans eine radikale Kehrtwende.

Olivier Poncin hatte offensichtlich den richtigen Riecher. Als er 2003 die Leitung der Catana Group übernahm, wurde ihm schon bald klar, dass die Wachstumsaussichten der Werft begrenzt waren. «Der Markt für Schwertkatamarane ist klein», begründet der Präsident den damaligen Handlungsbedarf. «Weltweit werden pro Jahr etwa hundert Exemplare verkauft. Unsere Boote genossen zwar dank ihrer Leistung, ihrer Leichtigkeit und ihrer hochwertigen Beschläge einen sehr guten Ruf, aber wenn wir weiter wachsen wollten, blieb uns nichts anderes übrig als neue Wege zu gehen.» Ein gangbarer Weg bestand darin, das Angebot der sportlichen Katamarane auf die Ansprüche eines breiteren Zielpublikums auszurichten, für das Komfort wichtiger ist als Tempo. Aus diesen Überlegungen heraus ist Bali entstanden. «Wir haben uns Gedanken gemacht, welches Marktsegment wir bedienen könnten», fährt Olivier Poncin fort. «Unser Interesse galt vor allem den komfortablen Fahrtenkatamaranen, von denen jährlich zwischen 1200 und 1500 Stück gebaut werden. Wir konnten aber unmöglich auf diesen Markt drängen und das gleiche Produkt anbieten wie die unangefochtenen Leader Lagoon und Fountaine Pajot.»

Aufs richtige Pferd gesetzt
Um nicht schon nach den ersten Schlägen Schiffbruch zu erleiden, musste Bali mit einem starken Produkt punkten, einem Konzept, bei dem die Konkurrenz nicht mithalten konnte. Die in Canet-en-Roussillon ansässige Werft setzte alles auf die Karte des Wohnkomforts. Die Bootsfläche wurde dank bis zu den Bugen durchlaminierten Plattformen zwischen den Rümpfen bis auf den letzten Zentimeter genutzt. Kein Trampolin mehr, sondern ein grosses, in die Plattform integriertes Front-Cockpit mit grossen Sonnenliegen. Im hinteren Bereich sind der Salon und das komplett überdachte Cockpit clever miteinander verbunden. Der Salon lässt sich durch eine grosse, versenkbare Glasscheibe gegen aussen öffnen, bei Unwetter und Kälte bietet sie hingegen optimalen Schutz. Die Verwandtschaft mit Catana zeigt sich bei der robusten Sandwich-Bauweise aus Polyesterschaum sowie bei weiteren baulichen Elementen, die von grossem Fachwissen zeugen.

47 lat

Grosser Spagat
Mit 140 verkauften Exemplaren im Jahr 2018 besitzt Bali bereits 10 Prozent Marktanteile. Die Werft will den Vormarsch der Katamarane nutzen, um ihre Position weiter zu stärken. Aber wie lässt sich die Philosophie der massgeschneiderten Performance-Kats von Catana mit der Serienproduktion der Bali vereinbaren? Das sei nicht immer ganz einfach, gibt Olivier Poncin zu. «Der Bau von Catanas ist zeit- und kostenaufwendiger. Er bringt die gut geölte Montagekette der Bali logischerweise durcheinander. Catana gehört zu unserer DNA und damit wir in beiden Segmenten wachsen können, bauen wir in Canet ein zweites Gebäude, in dem ausschliesslich Catanas hergestellt werden.» 2019 wird die Werft laut Olivier Poncin mehr als 8 Millionen Euro produktive Investitionen tätigen, um im Jahr danach 200 Boote bauen zu können.

Die Herzen der Kunden und Bootsliebhaber haben die Bali-Katamarane bereits erobert. Letztes Jahr erhielt das neuste Modell, der Bali 5.4, von den Lesern der Zeitschrift Multicoques Mag den Multihull-Award. Dieser Publikumspreis ist angesichts des Innenausbaus auch gerechtfertigt. Kaum ein anderer 54-Fuss-Katamaran vermittelt ein solches Raumgefühl wie das neue Bali-Flaggschiff. Der Aufbau ist vom Heck bis zum Vordeck praktisch vollkommen offen. Durch diese loftähnliche Gestaltung kann der Blick frei durch den Raum schweifen. Man vergisst dabei fast, dass man sich auf einem Boot befindet. Die Bali werden zwar keine Geschwindigkeitsrekorde brechen, was auch nicht ihr Anspruch ist, sie sind aber vor Anker unschlagbar!