Worin besteht deine neue Aufgabe bei Alinghi?
Im Grunde genommen hat sich nichts geändert. Ich segle noch immer für Alinghi und bin wie bisher für das Segelteam verantwortlich. Wie alle anderen Alinghi-Teammitglieder muss auch ich Verpflichtungen gegenüber Medien und Partnern wahrnehmen, denen ich immer gerne nachkomme. Alinghi ist zu einem Erfolgssymbol mit enormer Anziehungskraft geworden, zu einer Marke und einem Beliebtheitsfaktor des Schweizer Segelsportes. Wir müssen dafür sorgen, dass die Welle nicht abebbt und versuchen die vielen Anfragen, die wir als „Alinghi-Botschafter“ erhalten, zu beantworten.

Wie viel Zeit widmest du der Administration und wie viel dem Sport?
Im Moment beansprucht die Administration 75 Prozent meiner Zeit, die restlichen 25 Prozent verbringe ich mit Segeln! Bei diesen 25 Prozent ist auch das reine Freizeitsegeln mit inbegriffen. Das konnte ich mir schon lange nicht mehr leisten! Es ist jedoch sehr wichtig einfach nur aus Spass allein oder mit Freunden zu segeln. Mit Trainings- oder Testfahrten hat das nicht viel zu tun. Aus diesem Grund haben wir Teammitglieder auch alle ein Jahr Pause eingelegt, in der wir uns mit anderen Seglern treffen, uns in anderen Disziplinen versuchen oder einfach nur zum Spass segeln. Einzige Bedingung: wir müssen Sport treiben und fit bleiben!

Aus welchem Grund hast du dein Büro in der EPFL eingerichtet?
Da bin ich nicht der Einzige! Wir benötigten neue Büroräume und haben hier viel mehr Platz als in Genf. Ausserdem wollten wir das Alinghi-Team räumlich vom AC-Management trennen. Aus ethischen und sportlichen Gründen schien es uns besser den Defender und die Cuporganisation nicht durcheinander zu bringen. Also haben wir uns bei unseren Partnern nach verfügbaren Räumlichkeiten umgeschaut und Büros im Parc scientifique der EPFL gefunden. Dieser Standort hat sowohl praktische als auch symbolische Vorteile: Die Büros sind so geräumig, dass bald das gesamte Design Team einziehen kann und es sind genügend Parkplätze vorhanden. Zudem ist die Atmosphäre im Parc scientifique wesentlich motivierender als in „Down Town Genève“. Nicht zuletzt unterstreicht die Nähe zur EPFL unser Hightech-Image.

Wie sehen die Prioritäten für die kommenden drei Monate aus?
Erst einmal müssen wir unser Auswahlverfahren abschliessen und die Leute testen, die für die übrig bleibenden Plätze in Frage kommen. Dazu werden wir in San Francisco Gelegenheit haben.

Nach welchen Kriterien werden Neuzugänge ausgewählt? Gibt es da eine Checkliste oder verlasst ihr euch aufs Gefühl?
Wir haben in der Tat für jeden Posten eine Liste mit Kriterien und einem genauen Kandidatenprofil aufgestellt. Die Anforderungen sind seit dem letzten Cup stark gestiegen, jeder Posten muss ideal besetzt sein. Dann spielen natürlich auch der Charakter des Anwärters und die gegenseitige Sympathie eine Rolle. Auf dieser Ebene ist es allerdings nicht ganz so einfach Entscheidungen zu treffen. Schliesslich werden wir vier Jahre oder noch länger zusammenarbeiten und zusammenleben. Wir müssen deshalb sicher sein, dass der Kandidat nicht nur ein guter Segler, sondern auch ein angenehmer Zeitgenosse ist! Dies ist mit ein Grund, weshalb wir ein halbes Dutzend Anwärter mit nach San Francisco nehmen. Dort wird sich herausstellen, ob die Chemie stimmt. So sind wir auch mit den Kandidaten vorgegangen, die bereits in der engeren Auswahl stehen. Wir haben sie bei den Regatten in Triest in unsere Mannschaft integriert und danach gemeinsam über Pro und Contra ihrer Aufnahme diskutiert. In einer zweiten Phase werden wir unsere beiden Teams gegeneinander antreten lassen.

Bleibt dir noch Zeit an Match Races teilzunehmen? Wenn ja, nach welchen Gesichtspunkten wählst du die Regatten aus?
Ja, es gibt einige Match Races, die ich unbedingt bestreiten möchte. Das Berlin-Match-Race im Oktober, das dieses Jahr sein 10. Jubiläum feiert, ist eines davon. Im August habe ich am Grand Prix Beau-Rivage Palace in Lausanne teilgenommen, war in Cascais dabei und bin zusammen mit Blumi (Anm. d. Red.: Christian Scherrer) während des Match-Race-Praktikums der Segelschule Thun mitgesegelt und habe Tipps gegeben. Ich versuche an möglichst unterschiedlichen Segelevents teilzunehmen und das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden.

Wie bereitet ihr euch auf den Moët Cup vor?
Eigentlich kaum, wir haben seit März nicht mehr trainiert und werden erst zwei Wochen vor dem Startschuss in San Francisco landen.

Oracle trainiert schon seit geraumer Zeit in San Francisco und ist dadurch eindeutig im Vorteil. Welche Folgen hätte eine Niederlage für Alinghi?
Sie trainieren nicht nur seit Monaten vor Ort, sondern haben auch ihre ganze Infrastruktur und Logistik sowie ihr Heimpublikum in San Francisco. Wir sind sozusagen ihre Gäste. Wie ich bereits erwähnt habe, werden wir dort auch ein paar Kandidaten testen. Natürlich werden wir alles tun um zu gewinnen, in erster Linie wollen wir den Zuschauern aber etwas bieten und die amerikanischen Medien motivieren vermehrt über das Segelereignis zu berichten. Wichtig ist vor allem, dass das Publikum auf seine Kosten kommt und dass der Beste gewinnt!

Wenn du allein entscheiden könntest, wo der nächste Cup stattfindet, welche Stadt bekäme den Zuschlag?
Meine Schweigepflicht verbietet es mir meine persönlichen Wünsche zu verraten, obwohl ich als Segler natürlich eine Favoritin habe! Wir warten alle darauf, dass AC Management die Gutachten abschliesst und den Austragungsort bekannt gibt, damit wir unser Programm darauf abstimmen können. Ich bin überzeugt, dass sie sich für den Ort entscheiden werden, der den America’s Cup 2007 zu einem grandiosen Ereignis für alle macht.

Wie sieht dein persönliches Regattaprogramm für diesen Herbst/Winter aus?
Nach dem Moët Cup werden wir im Frühling in Newport ein weiteres Alinghi-Treffen organisieren. Dort werden die Segler mit an Bord sein, die in San Francisco nicht anwesend waren. Ausserdem reizt mich eine Teilnahme an den Voiles de St. Tropez. Last but not least möchte ich auch noch die letzten Bewerberstädte für den Cup besuchen..