Was hat Sie dazu veranlasst, den Maxi-Trimaran, der den Weltumrundungsrekord der Trophée Jules Verne hält, zu kaufen?

Yann* und ich haben schon seit einer ganzen Weile ein Boot für gemeinsame Projekte gesucht und viele Lösungen studiert, aber keine hat uns wirklich überzeugt. Wir wussten einzig, dass es ein Mehrrümpfer sein musste. Als bekannt wurde, dass der Maxi-Trimaran Banque Populaire zum Verkauf stand, haben wir nichts überstürzt, denn ein solches Projekt will gut überlegt sein. Wir sind weiteren gangbaren Wegen nachgegangen, haben jedoch plötzlich gemerkt, dass dieses Projekt genau das war, wonach wir schon immer gesucht haben. Das Boot hat für den Profi-Segelsport eine unglaublich grosse Bedeutung und wir sind sehr stolz, dass wir darauf segeln und es in unseren Rennstall Spindrift racing aufnehmen können.

Dona Bertarelli ist nicht nur die erste Steuerfrau, die die Bol d’Or Mirabaud gewinnen konnte, sie ist auch aufs Podest der Vulcain Trophy 2012 gesegelt. © Chris Schmid
Welche Rekorde würden Sie mit dem Trimaran gerne knacken?

Wenn man ein solches Ausnahmeboot kauft, will man natürlich auch Rekorde aufstellen. Die Banque Populaire hält neun wichtige Weltrekorde und wir glauben, dass einige noch verbessert werden können. Ich habe mir aber auch noch ein persönliches Ziel gesteckt. Allein schon die Tatsache, dass eine Frau einen so kraftvollen Maxi-Trimaran steuert, ist eine Herausforderung. Hinzu kommt, dass ich sozusagen keine Hochsee-Regattaerfahrung mitbringe. Die ersten Rekorde, die wir in Angriff nehmen, müssen also in meiner technischen Reichweite liegen, das heisst, meiner Fähigkeit entsprechen, mit dem 131 Fuss langen Riesen und den Segelbedingungen umzugehen. Ich mache mir nichts vor und gehe mit Demut an das Projekt heran, möchte die Spindrift 2 aber steuern. Trotzdem schliesse ich nicht aus, dass einige Rekordversuche ohne einen von uns unternommen werden. Mit der Gründung des Rennstalls wollen wir Abenteuer erleben und gleichzeitig ein Quäntchen Freiheit wahren.

Das Genfersee-Abenteuer geht mit der D35 Ladycat weiter. © Chris Schmid

 

Der Maxi-Trimaran Spindrift 2, der als letzter zum Rennstall gestossen ist, noch in den Farben der Banque Populaire während des Mittelmeerekords. © Benoit Stichelbaut
Wie sieht die Rollenverteilung zwischen Ihnen und Yann Guichard aus?

Da ich bisher noch keine Offshore-Erfahrung habe, fällt diese Rolle Yann zu. In anderen Bereichen kann ich mehr Verantwortung übernehmen. Bei unserem ersten Rekordversuch diesen Sommer am Rolex Fastnet werden wir als Co-Skipper an Bord sein. Natürlich stütze ich mich dabei auf seine Erfahrung, denn ich kann mir nicht vorstellen, von Anfang an das Hochseesegeln und das neue Boot zu beherrschen und dazu noch ein 14-köpfiges Team zu leiten. Wir diskutieren viel, denn es handelt sich um ein langfristiges, sowohl an Bord als auch an Land sehr aufwendiges Projekt mit drei, bei verschiedenen Circuits engagierten Regattabooten. Auch über die Teamzusammensetzung unterhalten wir uns viel, denn es ist äusserst wichtig, dass ich mich im Team wohl fühle. Ich wünsche mir die gleiche Harmonie und Philosophie wie im Team der Ladycat.

 

Denken Sie, Sie können dem Projekt einen „Swiss Touch“ verleihen?

Es haben sich viele Leute bei uns gemeldet. Wir sind noch daran, die verschiedenen Angebote und unsere Bedürfnisse zu analysieren. Wir müssen unbedingt bei null anfangen und eine starke Kohärenz für alle drei Boote schaffen. Natürlich möchte ich dem Projekt einen Swiss Touch verleihen und wäre stolz, eine Beziehung zu einem Schweizer Sponsor aufzubauen, aber die Wirtschaftslage zwingt uns, über die Grenzen hi-naus nach Partnern zu suchen.

 

Werden Sie an der Route des Princes teilnehmen? Was halten Sie von der Initiative?

Sie ist fantastisch, ich gratuliere den Unternehmern, die die Route des Princes aus der Taufe gehoben haben, zu ihrem Mut und auch dazu, dass sie Sponsoren überzeugen konnten, die ihnen helfen, ihre Ziele zu verwirklichen. Es braucht solche Projekte und die Sponsoren müssen mitziehen. Der Maxi-Trimaran ist noch nicht für eine solche Regatta bereit, aber Spindrift racing wird mit der MOD70 Spindrift an den Start gehen.

Die MOD70 Spindrift wird im Frühling an der Route des Princes an den Start gehen. © Chris Schmid
Welche Ziele verfolgen Sie dieses Jahr mit der Ladycat?

Mit zwölf D35 wird die Saison bestimmt hart umkämpft sein. Da einige Teams den ganzen Winter trainiert haben, wird es nicht einfach sein mitzuhalten, aber Ladycat wird versuchen, erneut aufs Podest zu steigen und mindestens so gut abzuschneiden wie 2012. Wir können nicht vor Ende April miteinander segeln, da unser neues Projekt sehr zeitaufwendig ist, aber wir gehen immerhin mit dem gleichen Team wie letztes Jahr an den Start und sind dadurch natürlich erheblich im Vorteil.

 

Was denken Sie über die Qualifikation von Team Tilt für den Youth America’s Cup?

Für den Schweizer Segelsport im Allgemeinen und für die jungen Regatteure im Besonderen ist es sehr positiv, in einem solch hochkarätigen Profi-Umfeld wie dem America’s Cup segeln zu können. Die Selektion ist eine Chance für alle.

 

Sind Sie der Ansicht, dass der olympische Katamaran für Mixed-Teams für Schweizer Seglerinnen ein Glücksfall ist?

Ja, auch das ist ein echtes Plus. Als ich vor sieben Jahren die Ladycat mit einem reinen Frauenteam lanciert habe, konnte ich auf gute, in ihren Bereichen sehr versierte Seglerinnen zählen, doch keine hatte Erfahrungen mit einem Mehrrümpfer. Die von Olympia eingeschlagene neue Richtung, die von Swiss Sailing, den Clubs und Segelschulen durch das grössere Angebot von Katamaranen für Junioren unterstützt wird, dürfte bei den jungen Leuten auf Interesse stossen. Sie erhalten die Möglichkeit, sich seglerisch weiterzuentwickeln und eine Generation von Multiseglern zu schaffen, von der die ganze Schweiz profitiert.

 

*ihr Lebensgefährte Yann Guichard